Gesellschaft

Direktoren betreuen mehrere Schulen

Gemütlich: Nicht mehr erkennbar ist der „Ernst des Lebens“ in einem Klassenzimmer der VS Häselgehr aus dem Schuljahr 2015/16.

Die nur noch in Lechleiten praktizierte Volksschuloberstufe läuft aus. Die Schülerzahlen im Bezirk sind schon seit sechs Jahren stabil. 1200 Volksschüler und knapp 900 Mittelschüler starten heute ins Schuljahr.

Von Helmut Mittermayr

Reutte –Neun Wochen herrliche Ferien haben Schüler und Lehrer genossen. Frisch erholt startet heute für alle der Pflichtschulbetrieb im Außerfern. Viel Bekanntes wird fortgeschrieben, vieles ändert sich. Gleich bleibt die Schülerzahl – was angesichts demografischer Trends Beruhigung signalisiert. Pflichtschulinspektorin Edith Müller weiß, dass die Zahlen schon seit sechs Jahren mehr oder weniger ident geblieben sind. Insgesamt 1200 Volksschüler werden in knapp 80 Klassen an 35 Standorten unterrichtet. Einige wenige Dörfer verfügen durch weit ­entfernte Weiler über mehrere Schulstandorte. In anderen Kleingemeinden sind Volksschulen mangels Nachwuchs (die Mindestschülerzahl ist drei) schon länger geschlossen. Fluktuationen gibt es nur innerhalb des Bezirkes. Neubautätigkeiten bilden sich über Jungfamilien dann schnell in den Volksschulbesuchszahlen ab. Nur vier Volksschulen weisen weniger als zehn Schüler auf. Das sind Lähn (Bichlbach), Zöblen sowie die Fraktionen Hägerau und Lechleiten in Steeg.

Der Weiler Lechleiten mit heuer sechs Schülern an der Grenze zu Vorarlberg stellt einen Sonderfall dar. Dort ist seit Jahren auch eine Volksschuloberstufe installiert. Die Schüler müssen bei Direktor Robert Heiss nicht nach vier Jahren Volksschule weit weg in eine andere Bildungseinrichtung wechseln, sondern können acht Jahre bis zum Hauptschulabschluss bleiben. Da es aber die Hauptschule formell nicht mehr gibt und der Lehrplan der Neuen Mittelschule an dieser Kleinschule nicht durchführbar ist, läuft diese Schulform aus. Viele derartige Schulen gibt es in Österreich nicht, in Tirol nur Wattenberg und Lechleiten. Letztgenannte könnte nach der Rückführung auf eine reine vierjährige Volksschule aber schnell ein Problem mit der Mindestschülerquote bekommen.

An den sechs Neuen Mittelschulen des Bezirkes sind die Schülerzahlen im Vergleich zum abgelaufenen Schuljahr sogar leicht gestiegen. Zwischen 890 und 900 Schüler und Schülerinnen werden erwartet (plus 30). Konstant ist die Belegung der beiden Polytechniken in Elbigenalp und Reutte mit knapp 100 Schülern. 350 Pädagogen unterrichten den Nachwuchs im Pflichtschulbereich, wobei hier die männliche Schreibweise für beide Geschlechter wenig greift – der Unterricht wird immer weiblicher. An den Volksschulen machen die Lehrerinnen längst über 80 Prozent aus, an den Neuen Mittelschulen 70 Prozent.

Was sich mit der aktuellen Grundschulreform ändert? Schritt für Schritt kann die Beurteilungsform schulautonom auf eine alternative Leistungsbeurteilung in den ersten drei Schulstufen der Volksschule umgestellt werden. Das heißt: keine Noten mehr. Künftig wird es leichter, den Schulsprengel zu wechseln – wenn zum Beispiel eine Mutter täglich aus dem Lechtal in den Raum Reutte zur Arbeit pendelt und ihr Kind auch in Reutte in der Schule wissen möchte. Die Individualisierung und Kompetenzorientierung, also das Eingehen auf jedes einzelne Kind, wird stark vorangetrieben. Die Schulautonomie wurde stark erweitert. Der Übergang vom Kindergarten in die Volksschule soll sanfter und der pädagogische Informationsfluss zwischen den beiden Einrichtungen offener werden. In den Worten Edith Müllers: „Der Spruch ,Mit der Schule beginnt der Ernst des Lebens‘ hat doch auch gewisse Härten ausgedrückt. Das soll sich ändern.“

Administrative Tätigkeiten und Dokumentationsarbeiten in Kombination mit Schulentwicklung wird für Schulleiter immer anspruchsvoller. An Kleinschulen ist diese Aufgabe bei einer Personalunion Lehrer/Direktor oft erdrückend. Nun gibt es Erleichterung. Markus Zotz, Direktor der VS Tannheim, betreut etwa Zöblen und Nesselwängle als Schulleiter mit. Direktorin Andrea Bailom aus Vils steht auch der Volksschule Musau vor. Für PSI Müller auch ein guter Weg, um ein Gefühl des Alleinseins an Kleinschulen zu unterbinden und die Pädagogen in größeren Verbünden mitzutragen.

Schon etwas mehr Platz, aber noch „frontal“: die Klasse mit Pflichtschulinspektorin Edith Müller in der VS Reutte Ende der 60er-Jahre.

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