Türkei - Erneut Kunstfestival 2: Leiterin beklagt Diffamierungen
Istanbul (APA) - In einem gegenüber der APA abgegebenen Statement beklagt die zurückgetretene Leiterin der abgesagten 5. Canakkale Biennale,...
Istanbul (APA) - In einem gegenüber der APA abgegebenen Statement beklagt die zurückgetretene Leiterin der abgesagten 5. Canakkale Biennale, Beral Madra, Vorwürfe und Diffamierungen seitens der türkischen Regierungspartei AKP. Eine freie, demokratische, pluralistische Auseinandersetzung, der die Kunstbiennale einen fruchtbaren Boden geboten hätte, laufe deren konservativer, nationalistischer Politik zuwider.
Der von Staatsgründer Atatürk etablierte moderne Säkularismus sei im Begriff zu scheitern, Menschenrechte, Pressefreiheit und künstlerische Freiheit würden zunehmend beschädigt. „Wir sind heute Zeugen einer starken Polarisierung zwischen säkularen und religiösen Menschen, einer Bedrohung der lebendigen Koexistenz zwischen Ethnien und Minderheiten durch Rassismus“, so Madra, die die jüngsten Ereignisse auf eine Auseinandersetzung zwischen der AKP und der Oppositionspartei CHP, die den Bürgermeister von Canakkale stellt, zurückführt. AKP-Abgeordnete hätten ihr Äußerungen auf Twitter vorgeworfen, in denen sie CHP-Parteiführer kritisierte und Sympathie für die pro-kurdische Partei HDP gezeigt hätte. Völlig aus der Luft gegriffen seien dagegen Behauptungen, sie habe sich darin auch als Unterstützerin der gescheiterten Putschisten erwiesen.
„Es wird uns nicht möglich sein, diese Biennale zu realisieren, aber wir werden unser Streben, einen sicheren Boden für zeitgenössische Kunst- und Kulturproduktion zu schaffen, weiter fortsetzen“, so Beral Madra. „Wir danken all unseren Künstlern und Sponsoren und hoffen, dass unsere EU-Kollegen ihre Anstrengungen zu Zusammenarbeit und Solidarität verstärken werden. Unsere Arbeit wird weitergehen.“
Die gestern bekannt gewordene Absage der Canakkale Biennale, bei der sich ab 24. September in der Stadt an den Dardanellen Arbeiten von 42 Künstlern dem Thema „Heimat“ gewidmet hätten, ist eine weitere Auswirkung der nach dem Putschversuch des 15. Juli zunehmend repressiven türkischen Politik, unter der die Kunstszene leidet. Die Kunstbiennale Sinopale war bereits im Sommer kurzfristig abgesagt worden.