Standort Tirol

Anpfiff für Forschung an digitaler Zukunft

Bei Fraunhofer in Wattens geht es den Professoren Wilfried Sihn (l.) und Dieter Fellner um die „digitale Transformation der Industrie“.
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Fraunhofer hat seinen Standort in Wattens eröffnet. Tirols Industrie steht bei der Digitalisierung viel Arbeit bevor.

Wattens –Tirols Industrie sollte sich laut dem deutschen Forschungsriesen Fraunhofer noch deutlich stärker auf die Digitalisierung einstellen. Auf ihrem Weg zur „Industrie 4.0“ seien Tirols Unternehmen „genauso gut oder schlecht“ aufgestellt wie Firmen anderswo. Es gebe hierzulande zwar durchaus innovative Betriebe, allerdings existierten auch Unternehmen, die „noch im letzten Jahrhundert leben“, sagte Prof. Wilfried Sihn, Chef von Fraunhofer Austria Research, gegenüber der TT. Auch könnten sich die heimischen Industriebetriebe deutlich mehr Fördermittel abholen, als sie es bisher tun, bemerkte Sihns Fraunhofer-Kollege Prof. Dieter Fellner. Die Steiermark etwa rufe dreimal so viel Fördergeld von der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG ab wie Tirol.

Fraunhofer hat am Dienstag seinen Tiroler Standort in Wattens eröffnet. Das Institut wurde bei Swarovskis Gründerzentrum „Werkstätte Wattens“ angesiedelt. Für die ersten drei Jahre beträgt das Budget, wie berichtet, 1,5 Mio. Euro. Etwa ein Drittel davon zahlt das Land Tirol. Mit fünf Unternehmen hat Fraunhofer bislang Vereinbarungen für eine Zusammenarbeit getroffen – die Mehrheit davon ist laut Sihn dem Kristallkonzern zuzuordnen. Inhaltlich soll es bei Fraunhofer in Tirol um die „digitale Transformation der Industrie“ gehen. „Die Digitalisierung der Industrie ist eine der größten Herausforderungen“, betonte Fellner.

Der Tiroler Fraunhofer-Standort soll in drei bis fünf Jahren ein eigenständiger Geschäftsbereich werden. Das Umsatzziel liege dann bei drei bis vier Millionen Euro. Geplant ist auch eine Anbindung an die Uni Innsbruck. Aktuell werde ein Professor im Forschungsfeld „Data Science“ gesucht, der mittelfristig auch die Fraunhofer-Führung in Tirol übernehmen soll. 25 bis 30 Fachleute sollen eingestellt werden. „Es ist nicht so ganz einfach, Mitarbeiter zu bekommen“, räumte Sihn ein.

Fraunhofer ist die größte Organisation für angewandte Forschung in Europa mit insgesamt 24.000 Mitarbeitern. In Österreich gibt es bereits Standorte in Wien und Graz. (wer)