Dschungel Wien: Eckenstein will Räume öffnen und Mut zeigen

Wien (APA) - Mit dem Anspruch, neues Publikum anzusprechen, gesellschaftlichen Rissen bereits in der Kindheit entgegenzuwirken und „in stürm...

Wien (APA) - Mit dem Anspruch, neues Publikum anzusprechen, gesellschaftlichen Rissen bereits in der Kindheit entgegenzuwirken und „in stürmischen Zeiten Mut zu zeigen“, startet Corinne Eckenstein in ihre erste Saison als Leiterin des Dschungel Wien. Am Dienstag präsentierte das Theaterhaus für junges Publikum sein ambitioniertes Saisonprogramm, das verstärkt auf Themen wie Identität setzt.

Eckenstein will unter anderem vermehrt auf die Zusammenarbeit von Profis und jungen Menschen setzen, die nun auch selbst die Bühne erobern sollen. Auch die freie Szene soll gestärkt werden, dem Tanz räumt man mehr Platz ein. Eine Herzensangelegenheit ist der Neo-Chefin die Ermöglichung von Patenschaften für Schulklassen oder einzelne Kinder, deren Eltern sich die Eintrittskarten für die Dschungel-Produktionen oder Theaterworkshops nicht leisten können. „Wir hätten auch sagen können, sie dürfen gratis hinein, aber das geht letztendlich auf die Kosten der Schauspieler, die ja auch ihr Geld verdienen müssen“, so Eckenstein. Aus diesem Grund wird es am 16. Oktober eine große Benefiz-Veranstaltung geben, die Christine Nöstlinger gewidmet sein wird, die einige Tage davor 80 Jahre alt wird. In einer Matinee treten die Schauspieler der Verfilmung von „Maikäfer, flieg!“ auf, am Nachmittag lesen bekannte Persönlichkeiten aus ihren Lieblingskinderbüchern.

Zuvor steht jedoch die große Eröffnung an: Gestartet wird am 23. September mit dem Performance-Parcours „Quartier 2030 - Die Stadt sind wir“ von Claudia Seigmann. Eckenstein selbst inszeniert die Produktion „Running Wild“, ein Tanztheaterstück „über die turbulenten Übergangsjahre vom Kind zum Teenager“, wie sie am Dienstag erläuterte. Tags darauf kommt noch die Wiederaufnahme von „Die Wetterküche“ des Kollektivs Lottaleben dazu. Rundherum gibt es neben der offiziellen Eröffnung (23.9., 19.30 Uhr) Konzerte und Partys. Auch das neue Foyer sowie die neue Corporate Identity werden an diesem Wochenende vorgestellt.

In den folgenden Monaten stehen dann insgesamt 50 Produktionen auf dem Programm, davon 30 Premieren. Neben Stücken für Kinder von 0 bis 9 Jahre sowie 10 bis 15 Jahre finden sich nun auch verstärkt Produktionen für Jugendliche von 16 bis 20 Jahre. Insgesamt sind 470 Vorstellungen geplant, das seien um 200 weniger als unter Eckensteins Vorgänger Stephan Rabl, wie die Direktorin betonte.

Das Spielzeitmotto lautet „Räume öffnen“: Die Begegnung mit jungen Schauspielern „auf Augenhöhe“ ist darin ebenso enthalten wie die Vielfalt der Künstler, die aus über 20 Nationen stammen. Ein Schwerpunkt soll dem Thema „Junge Frauen“ gewidmet sein, das bei weitem nicht an Relevanz verloren habe, wie Eckenstein betont. Sechs Stücke werden sich mit den Lebenswelten von jungen Frauen beschäftigen, darunter die Produktionen „Blutschwestern“ (ab 4.10.), „Schlag auf Schlag“ (ab 2.11.), „Marie hängt in der Luft“ (ab 5.11.) oder „Die Geschichte eines Jungen aus Afghanistan“ (ab 28.3.2017) - ein Stück über ein Mädchen, das als Bursch großgezogen wurde, um aus der Heimat flüchten zu können.

Elf Stücke sind dem Thema „Identität“ gewidmet, deren Schwerpunkt auf Produktionen für die Zielgruppe der 10- bis 15-Jährigen liegt. Dazu zählen die Produktionen „Dumpfbacke“ (ab 8.3.), „Metamorphosen“ (ab 7.6.) oder „Rescue“ (November). Nach außen geht man etwa mit „Genesis Park. Was du immer schon über die Evolution wissen wolltest“ im F23 - Zentrum für soziale, kommunikative und Kulturelle Impulse in Wien-Liesing (Premiere am 28. September). Auch für die Allerkleinsten bleibt man da: Einer der Höhepunkte ist die Wien Modern-Premiere „das kleine Ich bin Ich“, für das Georg Friedrich Haas die Musik komponierte. Die Produktion (Premiere am 30.10.) wird auch einmal auf Farsi und einmal auf Arabisch angeboten (ab 4 Jahren). „Pinoccio“ feiert am 2. Dezember Premiere (ab 7 Jahren), das Gastspiel „Baja Buf“ richtet sich an Babys ab 10 Monaten (ab 1. bis 3. Oktober).

Im Bereich der Kunstvermittlung setzt man auf Workshops im Rahmen der „Theaterwild:Werkstatt“, in der junge Menschen zwischen 8 und 22 Jahren ein Jahr lang (25 Einheiten zu je 2 Stunden) Theaterluft schnuppern können. Speziell für diese Werkstätten soll mithilfe von Stipendien auch die Teilnahme von jungen Menschen aus finanzschwachen Familien ermöglicht werden. Neu ist die Schiene „Generation 16+“, um auch „postpubertärem“ Publikum ein Angebot zu machen. Hier geht es eher in die partizipative Richtung, etwa im Rahmen von „Open Stage - Dschungel puts on the red shoes“, „Junge Bands: Burning down the house“, oder „Blog - Write as if the last pen on the last paper is yours“.

Als Antrieb fungiert für Eckenstein ein Zitat von Richard von Weizsäcker: „Kultur ist kein Luxus, den wir uns leisten oder auch streichen können, sondern der geistige Boden, der unsere eigentliche innere Überlebensfähigkeit sichert.“ Und diese „innere Überlebensfähigkeit“ gilt es für die Direktorin mehr denn je zu sichern.

(S E R V I C E - www.dschungelwien.at)