Gemeinsamkeiten auf der Spur
SOS-Kinderdorf-Mitarbeiter aus Griechenland statteten Tirol einen Besuch ab.
Innsbruck –Es ist der für Ende September geplante Start eines neuen SOS-Kinderdorf-Projektes in Griechenland, der Alexandros Antonatos und Frau Kailliopi Gkliva unlängst nach Tirol führte. Die beiden wollten sich in Hall und in Imst ein Bild davon machen, wie in Österreich unbegleitete minderjährige Flüchtlinge untergebracht und betreut werden. In Athen realisiert SOS-Kinderdorf ein Projekt für 25 junge unbegleitete Flüchtlinge als zusätzliches Angebot zu den bestehenden Programmen im Land. Aktuell sind in Griechenland 70 SOS-Kinderdorf-Mitarbeiterinnen in der Flüchtlingshilfe im Einsatz, in eigenen Projekten sowie in den großen Camps in Athen, Thessaloniki, Alexandropulos, Chios und Lesbos.
Zwei Tage lang haben die beiden Gäste aus Griechenland mit Kolleginnen und Kollegen in Tirol ihre Erfahrungen geteilt und dabei das SOS-Kinderdorf Imst und das Biwak in Hall besichtigt. Von den Konzepten und Rahmenbedingungen hierzulande zeigte sich der Besuch aus Griechenland beeindruckt: Die kleinen Einheiten für maximal 15 Jugendliche mit individueller Betreuung, intensivem Sprachunterricht, guten Bildungsmöglichkeiten und attraktiven Freizeitangeboten seien vorbildhaft. Davon könnten die meisten jungen Flüchtlinge in Griechenland nur träumen. Vor allem in den großen Camps herrschen „gefängnisartige Zustände“, wie Alexandros Antonatos und Kailliopi Gkliva berichteten. Die Jugendlichen seien völlig abgeschottet von der Außenwelt, dürften nicht aus ihrem Bereich hinaus und niemand dürfe hinein, es gebe keine sozialen Kontakte, keinen Schulbesuch – abgesehen von ein paar Kursen in Englisch oder Griechisch. SOS-Kinderdorf bietet dort Hilfsangebote durch Beratung im asylrechtlichen Bereich, Sprachförderung, psychologische Hilfe für Jugendliche mit posttraumatischen Problemen sowie Sport- und Freizeitaktivitäten an. Vom Staat gibt es dafür kein Geld, alles wird ausschließlich über Spenden der internationalen SOS-Kinderdorf-Gemeinschaft finanziert.
Einig waren sich Biwak-Leiter Efendi Onay und die griechischen Kollegen, dass es abseits aller Unterschiede doch klare grenzüberschreitende Gemeinsamkeiten gibt. Nämlich dann, wenn es um Geschichten aus dem Alltag ging – um besondere Momente, Freuden und Probleme bei der Arbeit mit den jungen Flüchtlingen. (TT)