16.000 Höhlen in Österreich - und jährlich kommen 300 neue dazu

Wien (APA) - Rund 16.000 Höhlen sind in Österreich erfasst - und jährlich werden etwa 300 neue Höhlen entdeckt. Es gibt also genug zu tun fü...

Wien (APA) - Rund 16.000 Höhlen sind in Österreich erfasst - und jährlich werden etwa 300 neue Höhlen entdeckt. Es gibt also genug zu tun für die rund 2.500 heimischen Höhlenforscher. Für sie und alle, die die Unterwelt von der Couch aus erkunden wollen, gibt das neue Buch „Höhlen und Karst in Österreich“ einen umfassenden Einblick in die faszinierenden unterirdischen Landschaften und ihre Bewohner.

Der Präsident des Verbands Österreichischer Höhlenforscher, Christoph Spötl, von der Uni Innsbruck, Lukas Plan vom Naturhistorischen Museum (NHM) Wien und Erhard Christian von der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien sind Herausgeber dieses 752 Seiten starken Überblicks über die österreichischen Höhlen und ihre Erforschung, sie sogenannte Speläologie. Gemeinsam mit rund 50 Autoren haben sie eine facettenreiche Darstellung des Themas vorgelegt, die sich nicht nur an Fachleute sondern auch an Laien richtet. Dies dank verständlicher Texte und vieler spektakulärer Bilder, die einem den größten Respekt vor den „Arbeitsbedingungen“ der Höhlenforscher abringen.

„Eine Höhle ist definiert als unterirdischer, natürlicher Hohlraum, von Menschen befahrbar und größer als fünf Meter“, erklärte Plan gegenüber der APA. Gemäß dieser Definition ist Österreich mit seinen 16.000 erfassten Höhlen im internationalen Vergleich nicht nur Höhlen-reich. Aneinandergereiht entsprechen die Gänge, Hallen und Schächte mit einer Länge von rund 2.300 Kilometern immerhin einer unterirdischen Direktverbindung von Wien nach Madrid, schreiben die Autoren.

Die heimische Unterwelt kann sich auch sehen lassen: Im Toten Gebirge liegt mit dem Schönberg-Höhlensystem, von dem bisher 146 Kilometer vermessen wurden, die längste Höhle der EU, mit einem Höhenunterschied von 1.632 Metern ist der Lamprechtsofen in den Leoganger Steinbergen die tiefste Durchgangshöhle der Welt und die Eisriesenwelt im Tennengebirge gilt als größte Eishöhle der Welt.

Apropos Eishöhlen: Hier wird seit Jahren eine stetige Abnahme des Eisvorrats registriert, wie die im Buch genannten Beispiele der Kolowrathöhle im Untersberg, die Birnhorn-Eishöhle in den Leoganger Steinbergen oder die Beilsteineishöhle im Hochschwab zeigen. Unklar sei, ob der Grund dafür die Klimaerwärmung ist oder man dabei nur mittelfristige Zyklen der Eisentwicklung beobachtet. Verwundert zeigen sich die Autoren aber darüber, dass sich die Naturwissenschaft - verglichen mit der umfangreichen Gletscherforschungen - nur sporadisch mit den Eishöhlen beschäftigt und diese „‘unterirdischen Gletscher‘ in mancherlei Hinsicht immer noch eine ‚terra incognita‘ darstellen“.

Kernstück des überwiegend vom Oberösterreichischem Landesmuseum finanzierten Buchs ist ein 20 Beiträge umfassender Überblick über die einzelnen Höhlen- und Karstregionen Österreichs vom Rätikon bis zum Wiener Becken. Alleine aufgrund der abgebildeten Protagonisten faszinierend sind auch die Kapitel über die in den österreichischen Höhlen lebenden Mikroorganismen, Pilze, Pflanzen und Tiere. Höhlen in der Urgeschichte, in der Antike, als Kultstätten in Kunst und Literatur werden ebenso behandelt wie verschiedene Aspekte der Höhlenforschung, von verschiedenen Befahrungstechniken über Höhlentauchen bis zur Höhlenrettung.

(S E R V I C E - Christoph Spötl, Lukas Plan, Erhard Christian (Hrsg.): „Höhlen und Karst in Österreich“; Oberösterreichisches Landesmuseum; 752 Seiten; 49.- Euro, ISBN: 978-3-85474-321-7; Buchpräsentation heute, Mittwoch, 18.30 Uhr im Naturhistorischen Museum Wien)