Ökonomen zum Rückgang der deutschen Produktion

Berlin (APA/Reuters) - Die deutschen Unternehmen haben ihre Produktion im Juli so kräftig gedrosselt wie seit knapp zwei Jahren nicht mehr. ...

Berlin (APA/Reuters) - Die deutschen Unternehmen haben ihre Produktion im Juli so kräftig gedrosselt wie seit knapp zwei Jahren nicht mehr. Industrie, Baubranche und Energieversorger stellten insgesamt um 1,5 Prozent weniger her als im Vormonat, wie das deutsche Wirtschaftsministerium heute, Mittwoch, bekanntgab.

Von Reuters befragte Ökonomen hatten dagegen mit einem Wachstum von 0,2 Prozent gerechnet. In ersten Reaktionen hieß es dazu:

CARSTEN BRZESKI, ING:

„Die Produktionszahlen liefern einen erneuten Hinweis darauf, dass die deutsche Wirtschaft zunehmen abhängig vom heimischen Verbrauch ist. In diesem Zusammenhang sollte die aktuelle politische Diskussion über mögliche Steuersenkungen aus unserer Sicht verlagert werden. Und zwar hin zu mehr Anreizen für Unternehmensinvestitionen, einen besseren Zugang für Start-ups zu Risikokapital sowie öffentliche Investitionen in Bildung und Infrastruktur für Hochtechnologie. Das sind Instrumente, mit denen eher das langfristige Wachstum geseigert werden kann und die weniger kurzfristige Impulse liefern.“

HOLGER SANDTE, NORDEA:

„Der Rückgang der Produktion kommt nicht ganz überraschend nach den schwachen Zahlen, die aus der Automobilindustrie vorlagen. Insgesamt zeigt sich einmal mehr, dass das Verarbeitende Gewerbe kein Wachstumstreiber mehr ist in einer Welt, die immer stärker von Dienstleistungen dominiert wird. Darauf muss sich die deutsche Wirtschaft vielleicht noch mehr einstellen.“

THOMAS GITZEL, VP BANK:

„Dem gestern veröffentlichten mageren Auftragseingang folgt heute ein Absturz der Industrieproduktion. Dabei fällt weniger die aktuelle Zahl ins Gewicht als vielmehr die insgesamt magere Entwicklung seit Jahresbeginn. Ohne den privaten Konsum und die Bauinvestitionen fielen die Zuwachsraten beim deutschen Bruttoinlandsprodukt betrüblich aus. Positiv formuliert, heißt dies: Der private Konsum springt gerade zur rechten Zeit an.

Die Wachstumsraten werden im laufenden Jahr nicht in den Himmel wachsen. Erst wenn sich die weltweite Investitionszurückhaltung legt und der Welthandel anspringt, wird die deutsche Wirtschaft wieder zur Hochform auflaufen.“