Witwe in Wien-Favoriten 4 - 19-Jähriger für Anwältin „liebenswürdig“
Wien (APA) - Verteidigerin Astrid Wagner beschrieb ihren Mandanten als „liebenswürdigen, höflichen jungen Mann. Er war in der Schule völlig ...
Wien (APA) - Verteidigerin Astrid Wagner beschrieb ihren Mandanten als „liebenswürdigen, höflichen jungen Mann. Er war in der Schule völlig unauffällig.“ Bei der Tat habe sich der 19-Jährige „von außen gesehen“, das Ganze sei „wie im Film abgelaufen“. Es sei „kein Motiv ersichtlich“, betonte die Anwältin. Möglicherweise habe der Bursch „einen hypomanischen Zustand entwickelt“ und „fast fremdgesteuert“ agiert.
Der Kochlehrling erklärte dem Gericht, er habe in den Wochen und Monaten vor der Tat täglich drei bis fünf Joints geraucht. Seine Lehre habe ihn „fix und fertig“ gemacht, er habe „einfach keine Kraft mehr gehabt“. Er habe mit der Zeit Halluzinationen entwickelt und sich „Sachen eingebildet, die es nicht gibt“. Auf die Frage von Richter Gerstberger, weshalb er das bei der Polizei nicht erwähnt habe, meinte der 19-Jährige: „Ich wollte mich nicht drauf ausreden.“
Dass es mit Maria S. zu einer verbalen Auseinandersetzung kam, sei für ihn nicht absehbar gewesen. Er habe ihr vielmehr seine Hilfe angeboten, als sie ihm mit ihren Müllsäcken entgegenkam. Er habe sie „freundlich gegrüßt“, sie habe ihn gleich angeschrien und geschimpft, weil er rauchte: „Ich war geschockt.“ Dennoch sei es im Stiegenhaus „letztlich zu einem versöhnlichen Gesprächsende gekommen“.
Die Staatsanwältin und der Vorsitzende versuchten gleichermaßen zu ergründen, weshalb der junge Mann dann wesentlich später, nachdem ihm sein Bruder zwischenzeitlich einen neuen Haarschnitt verpasst hatte, bei der 72-Jährigen anklopfte. „Ich wollte ihr wahrscheinlich erklären, dass ich die Wohnhausanlage nicht verunreinige“, sagte der 19-Jährige. Er habe ihr zeigen wollen, dass er die Asche mit seiner Hand auffange, und sich deshalb eine angezündet, als Maria S. ihre Tür aufmachte.
Die Frage des Richters, ob er Zorn empfunden habe und auf Streit aus gewesen sei, wies der Bursch zurück: „Ich wollte sie nur fragen, warum sie mich beschimpft hat.“
Um 13.15 Uhr wird die Verhandlung mit der Erörterung des psychiatrischen Gutachtens fortgesetzt.