DIW-Forscher: Brexit-Votum bremst deutsche Wirtschaft 2017 merklich

London (APA/Reuters) - Die deutsche Wirtschaft schaltet nach Ansicht des DIW-Instituts wegen des Brexit-Votums im nächsten Jahr spürbar eine...

London (APA/Reuters) - Die deutsche Wirtschaft schaltet nach Ansicht des DIW-Instituts wegen des Brexit-Votums im nächsten Jahr spürbar einen Gang zurück. Nach einem Anstieg von 1,9 Prozent in diesem Jahr werde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2017 nur um 1,0 Prozent zulegen, teilten die Berliner Forscher und Regierungsberater am Donnerstag mit. 2018 dürfte es mit 1,6 Prozent wieder stärker bergauf gehen.

„Die Wirtschaft wird wohl im kommenden Jahr einen deutlichen Dämpfer erhalten“, sagte DIW-Präsident Marcel Fratzscher. So bremse das Brexit-Votum das Wachstum 2017 in Deutschland um 0,3 Prozentpunkte, die geringere Anzahl von Arbeitstagen dämpfe das BIP um 0,4 Prozentpunkte.

Bisher hatten die Ökonomen das Wachstum in diesem Jahr mit 1,7 Prozent veranschlagt und im nächsten Jahr mit 1,4 Prozent. Das Anti-EU-Referendum der Briten sorge allerdings für Unsicherheit und werde weltweit viele Unternehmen dazu bringen, geplante Ausgaben aufzuschieben, sagte Fratzscher. Das treffe Deutschland doppelt. „Die Investitionsschwäche bleibt die Achillesferse.“ Zudem bremse dies die stark auf Maschinen und Anlagen ausgerichteten deutschen Exporte.

Die Binnenkonjunktur läuft laut DIW weiter günstig. So dürfte die Arbeitslosenquote von 6,1 Prozent in diesem Jahr bis auf 5,8 Prozent 2018 sinken. Der Beschäftigungsaufbau bleibe kräftig, verliere aber etwas an Schwung. Dieses Jahr dürften eine halbe Million neue Jobs entstehen, in den kommenden beiden Jahren je rund 350.000. Die Erhöhung des Mindestlohns Anfang 2017 werde wohl kaum Folgen für die Beschäftigung haben.

Der Gesamtstaat dürfte 2016 bis 2018 jeweils einen Haushaltsüberschuss einfahren, der aber nach rund 27 Mrd. Euro in diesem Jahr danach nur gut halb so hoch ausfällt. „Die Befürchtung ist groß, dass die öffentliche Hand die hohen Überschüsse für Wahlgeschenke nutzt, statt Investitionen in Infrastruktur und Bildung zu erhöhen“, mahnte Fratzscher.