Historisches „Geschenk“ an Berwang
Nach intensiven Gesprächen überlassen die 13 Gesellschafter der Thanellerkarlifte ihre Anteile der Gemeinde. Die Kommune reicht das „Präsent“ an die Sonnalmbahnen weiter und kündigt Investitionen an.
Von Helmut Mittermayr
Berwang –Berwang einst und jetzt – früher touristischer Vorzeigeort weit über die Grenzen Tirols hinaus, heute die überregionale Strahlkraft eingebüßt. Neben vielen anderen Gründen für die touristische Nicht-Weiterentwicklung des Dorfes wurde die problematische Vielfalt der Liftgesellschaften als ein Kernproblem ausgemacht. Um den Ort wieder flottzubekommen, müssten als Erstes die Lifte zusammengeführt werden – so das Wunschdenken einiger Visionäre in Berwang.
„An einem Strick zu ziehen war über Jahrzehnte einfach nicht möglich“, sagt Bürgermeister Dietmar Berktold. Am Höhepunkt gab es im 500-Einwohner-Ort acht kleine Liftgesellschaften, die jede für sich eigene Interessen verfolgte. Nun scheint plötzlich alles anders. Neun von elf Liften kommen bald in eine Hand. Nicht plötzliches Einsehen, vielmehr ein absoluter Liquiditätsengpass bei den Thanellerkarliften hat den Meinungsumschwung ermöglicht, der jahrzehntelang in Berwang als denkunmöglich erschien.
Vor allem die Gesellschafter der drei Thanellerkarlifte, im Volksmund Skilehrerlift genannt, zeigte sich allen Lockrufen eines Zusammenschlusses unzugänglich. Eine Kombination aus schlechten Wintern und dem unumgänglichen Bau von Speicherteich und Beschneiungsanlage hatte aber zuletzt zu einer wirtschaftlichen Schieflage geführt. Bürgermeister Berktold, den ganzen Gemeinderat hinter sich wissend, trieb in den letzten Wochen vehement die Eintreibung der Außenstände der Wasserrechnung zur Beschneiung bei der nicht mehr „flüssigen“ Gesellschaft voran. Intensive Einzelgespräche der Geschäftsführung der Berwanger Sonnalmbahn, Florian Singer und Gernot Falger, mit den Gesellschaftern und ein runder Tisch – eine absolute Novität in Berwang – sowie das Gespenst einer baldigen Insolvenz brachten den Umschwung: Die Gesellschafter der Thanellerkarlifte Berwang schenken ihre Anteile zu 100 Prozent der Gemeinde. Diese gibt sie nach aufsichtsbehördlicher Genehmigung an die Sonnalmbahnen Berwang weiter, wo es zu einer Verschmelzung kommen wird. Bei dieser Gesellschaft stehen Gemeinde Berwang und Familie Singer als fast 100-prozentige Hauptgesellschafter im Hintergrund. Die Verbindlichkeiten der Thanellerkarlifte werden übernommen. „Das ist unser Rucksack, den wir schultern müssen“, sagt BM Berktold. Nun sollen auch die beiden letzten verbliebenen eigenständigen Aufstiegshilfen – Panoramabahn Rastkopf und Rinnerlift – hereingeholt werden, hofft der Dorfchef. Dann gebe es eine einzige starke Gesellschaft, von Bichlbach bis Rinnen.
Jetzt soll es Schlag auf Schlag gehen, Investitionen in die Modernisierung sind sicher. Vielleicht schon 2017, aber spätestens 2018 wird der aus dem Jahr 1969 stammende Schlepplift im Thanellerkar durch eine moderne Anlage ersetzt werden.