Dolomitenmann

Werner Grissmann träumt nun vom „Monaco Man“

Wenn sich Harald Hudetz in die Drau stürzt, bleibt kein Auge trocken. Siebenmal gewann der Kärntner bereits die Kanu-Wertung. Rekord.
© gepa/pranter

Ein Mann, eine Familie und jede Menge Visionen. Am Samstag ist Lienz zum 29. Mal Schauplatz des Red Bull Dolomitenmann. Werner Grissmann liebäugelt derweil mit einem Gastspiel in Monte Carlo.

Von Max Ischia

Innsbruck, Lienz –Die Frage, ob in ihm ein Philosoph ruhe, versucht Werner Grissmann erst gar nicht ausweichend zu beantworten. „Sicher“, sagt er, und er sagt das durchaus entschlossen. Schließlich habe es ihm der Herr einst im Schlaf gegeben. Irgendwie halt. Das war vor knapp drei Jahrzehnten. Werner Grissmann hatte einen Traum. „Ich träumte vom größten Stadion der Welt, den Lienzer Dolomiten. Und davon, dass man dort einen Extrem-Staffelbewerb veranstalten könnte“, erzählt er, und er erzählt weiter: „Ich hab dann gleich meine Frau aufgeweckt, ihr davon erzählt und gesagt, sie müsse sich das merken.“ Denn er habe sich im nächsten Augenblick bereits wieder ins Land der Träume verabschiedet.

Monate später, es war das Jahr 1998, war sie Realität geworden, die Feuertaufe des Red Bull Dolomitenmann. Morgen Samstag feiert der selbst ernannte härteste Teambewerb der Welt für Berg­läufer, Para­gleiter, Mountainbiker und Kajakfahrer seine 29. Auflage. Erfinder Grissmann und sein bewährtes Veranstalterteam könnten sich spätestens am Sonntag bereits getrost und mit gutem Gewissen auf das nächstjährige 30er-Jubiläum einstimmen, doch seit geraumer Zeit spukt ein neues Projekt in seinem Kopf umher: der „Monaco Man“ in Monte Carlo. Eine Träumerei? Mitnichten, versichert Grissmann, erzählt von einem fertigen Veranstaltungskonzept, von einem Gespräch mit dem monegassischen Monarchen Albert II. und dem letztlich noch ausstehenden Moment: „Ich muss warten, bis der Chef nickt.“ Und damit ist nicht Gattin Sandra gemeint, sondern Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz. Frei nach dem Motto: Ohne Marie kein Monaco Man. Frühestens 2018 wäre eine Umsetzung realisierbar, versichert der Mann, den viele nur „Grizzly“ nennen.

Die Grissmanns – Vater Werner mit Gattin Sandra und den Kindern Nikolaus und Nina schupfen den Dolomitenmann-Laden.
© stefan patterer

Schon einmal war der Lienzer mit seinem bewährten Veranstaltungskonzept in die Ferne gezogen. Nach Kapstadt. Ein einmaliges Gastspiel 2005. „Der Aufwand für unser Team war einfach zu groß.“ An der Unterstützung vor Ort habe es nicht gelegen. „Die haben uns für 30 Radler eine Autobahn gesperrt. Wenn du bei uns solch einen Wunsch äußern würdest, landest du in der Psychiatrie.“

Das Kitesurfen fiel damals dem ausgebliebenen Wind zum Opfer, dafür stießen nicht zuletzt die Bergläufer auf ihrem Weg zum Tafelberg an die Grenzen des Machbaren: „42 Grad hat’s im Schatten gehabt, selbst der Jonathan Wyatt (mehrfacher Berglauf-Weltmeister, Anm.) hat wie ein Uhu nach einem Waldbrand dreingeschaut.“ Vergangenheit und Zukunft – wie man es sehen möchte.

Die Gegenwart heißt jedenfalls 29. Dolomitenmann. Ein schweißgeplagtes, adrenalingetränktes Extrem-Staffel-Event mit 110 Vierer-Teams und erwarteten 30.000 bis 40.000 Fans morgen in Lienz.

Dass Marcel Hirscher dabei ins Kajak steigt und gemeinsam mit Andreas Goldberger (Berglauf), Wendelin Ortner (Paragleiten) und Benjamin Karl (Mountainbike) das Wings-for-Life-Team stellt, bezeichnet Grissmann als einzigen Glücksfall. „Andere spielen Lotto, wir haben den Marcel bekommen. Schon im letzten Jahr hat er sich öfter bedankt, als mir recht war. Hut ab vor einem wie ihm.“

Die Chef-Organisation ist Familiensache. Grissmann steht dem Sportclub Dolomitenmann vor und zeichnet mit Gattin Sandra und Sohn Nikolaus für die Gesamtorganisation verantwortlich. Seit der Premiere liegt die Rennleitung in den Händen von Peter Mayr, mit Sohn Stefan ist Mayr auch für die Zeitnehmung verantwortlich. Gleich mit drei Brüdern ist die Familie Pramstaller mit dem ehemaligen Snowboard-Weltmeister Helmut mit im OK-Team. Grissmann über das 25-köpfige Kernteam und die über 500 Mitarbeiter sowie die treuen Partner: „Ohne Wurzeln kann kein Baum in den Himmel wachsen.“ Die einleitende Frage nach philosophischen Einflüssen hätte man sich getrost sparen können.

29. Red Bull Dolomitenmann

Start:

Samstag, 10 Uhr, Hauptplatz in Lienz.

Rahmenprogramm: Basejumping, Acro-Show, Trickfußball etc. Siegerehrung: 18.45 Uhr.

Party: ab 20 Uhr mit Kompass Nord, James Cottrial.

DIE VIER DISZIPLINEN

Berglauf:

eine der giftigsten Strecken dieser Welt. Vom Lienzer Hauptplatz (674 m Seehöhe) geht es über zwölf Kilometer aufs Kuhbodentörl (2441 m).

Paragleiten: Fliegen allein ist zu wenig. Nach der Übergabe geht es auf unwegsamer Strecke Richtung Start, bei der Moosalm erfolgt eine Zwischenlandung samt Laufeinheit, ehe der Anflug des Dolomitenstadions wartet.

Mountainbike: Erst warten unbarmherzige 1400 Höhenmeter Richtung Hochsteinkreuz, dann eine Abfahrt mit einem durchschnittlichen Gefälle von 26 Prozent.

Wildwasserkajak: Dem Sieben-Meter-Sprung in die Drau folgt ein fünf Kilometer langer Kraftakt gegen die Gewalten, ehe es mit (!) Boot zu Fuß (!) ins Ziel am Lienzer Hauptplatz geht.

Alban Lakata ist zum achten Mal in Folge dabei.
© red bull content pool

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