Unnütz ist nur der Name
Die Rundtour mit der Überschreitung der Unnützspitzen von Achenkirch bis Achenkirch führt über zwei Almen und drei Gipfel – allerdings ist sie nicht mit Reichtum an Trinkwasser gesegnet.
Achenkirch –Manchmal kommt es anders, als man denkt. Die Überschreitung der Unnützspitzen von Achenkirch aus klingt irgendwie langweilig und schon ob des Beinamens „unnütz“ nicht wirklich lohnenswert. Aber wir wurden vergangene Woche eines Besseren belehrt, die Rundtour auf die drei Geschwister „Unnütz“ mit Hinter-, Hoch- und Vorderunnütz auf der Sonnenseite des Achensees war alles andere als unnütz – denn geboten wurde viel: bezaubernde Almen, atemberaubende Tiefblicke auf den Achensee, abwechslungsreiche Bergwege mit leichten Kletterpassagen (I) und ein gigantisches Panorama vom Wilden Kaiser, dem Karwendel bis hin zu den Hohen Tauern. Nur Zeit muss man einplanen (ca. 6,5 Stunden) und genügend Kondition (ca. 1400 Höhenmeter).
So kommt man hin: Gestartet wird beim Biomasseheizkraftwerk (ehem. Sonnberglift, kostenloser Parkplatz) in Achenkirch. Wir folgen zuerst der Forststraße, bald dem Steig, der mehrmals den Forstweg quert, unschwierig bis hinauf zu Zöhreralm.
Die Alm ist extrem liebevoll gestaltet. So etwas haben wir selten gesehen. Nur leider ohne Trinkwasser, wie uns Hannes Gruber, der Gastgeber der Alm, erklärt. Kein Trinkwasser? „Es gibt nur Oberflächenwasser und das darf den Gästen aus gesundheitlichen Gründen nicht ausgeschenkt werden“, so Gruber. Verdursten muss dennoch niemand, denn andere Getränke gibt es mehr als genug. Der Wasservorrat, welcher nur zum Kochen dient, wird übrigens mit dem Jeep von Achenkirch hinauftransportiert. Jeden Tag vom 1. Mai bis 1. November, außer donnerstags, da hat die Alm geschlossen.
„Eine Quelle in diesem Gebiet zu finden, ist mehr oder weniger nicht möglich. Und selbst eine Investition von 100.000 Euro wäre keine Garantie auf frisches Leitungswasser bzw. Trinkwasser“, verrät uns Gruber, der auch als Barchef im Posthotel Achenkirch arbeitet und als Hobbyjäger fungiert.
Direkt hinter der Hütte folgen wir dann dem Weg und den gelben Hinweisschildern weiter nach oben. Immer steiler werdend, durch einen Latschengürtel, bis wir zum ersten Mal Blickkontakt mit dem Gipfelkreuz des Hinterunnütz (2007 Meter) bekommen. Noch ein paar Schritte und Teil eins sowie der Großteil der zu bewältigenden Gesamthöhenmeter sind geschafft.
Eine kurze Verschnaufpause gönnen wir uns, genießen den Ausblick, bevor’s weitergeht. Leicht bergab auf breitem Pfad und auf der gegenüberliegenden Seite wieder hinauf zum Hochunnütz (2075 m). Der nächste Gipfel. Gipfelkreuz finden wir hier allerdings keines. Bis dato ist die Tour nicht schwierig und führt teilweise über Wiesenflächen. Allmählich aber wird der Weg am Kammrücken schmaler, steiniger und ausgesetzter.
Trittsicherheit und leichte Kletterkünste (I) – wenn auch nur kurze Passagen – sind für die Überschreitung zum letzten der drei Geschwister, zum Vorderunnütz (2078 m), notwendig. Quasi an der Nordseite unseres letzten Zieles queren wir nach Osten, ehe der Anstieg steil, von Südosten, hinauf zum Gipfel führt.
Es ist Zeit für die Jause. Nur die Bergbienen, die uns malträtieren, haben etwas dagegen. O. k., 1:0 für die Insekten und wir beginnen mit dem Abstieg. Und der zieht sich. Vorerst auf weiten Almwiesen über sanftes Gelände, später auf einem Steig geht’s bis zur Köglalm und von dort den Köglalmsteig hinunter ins Tal. Bei den ersten Häusern einmal kurz bergauf, über eine Brücke und über den Panoramaweg kupiert zurück nach Achenkirch. Fazit: Die Überschreitung der Unnützspitzen ist alles andere als langweilig. Nur auf eines sollte man nicht vergessen: ausreichend Flüssigkeit einpacken. Denn zwischen Zöhrer- und Köglalm gibt es keine Möglichkeit, seine Trinkflasche aufzufüllen. (flex)
Angaben zur Tour
Ausgangspunkt: Achenkirch beim Biomasseheizkraftwerk.
Wegdaten: Höhenmeter bis zur Zöhreralm 400; von der Alm auf den ersten Gipfel 636, Gesamthöhenmeter der Runde: 1379. Gehzeit: 6 bis 6,5 Stunden. Weglänge: ca. 13,5 Kilometer. Fast durchwegs rote Bergwege, zwischen Hochunnütz und Vorderunnütz Trittsicherheit nötig.
Einkehrmöglichkeiten: Zöhreralm (10–16 Uhr geöffnet, Donnerstag Ruhetag) bzw. Köglalm (bis Ende September täglich von 11–16 Uhr geöffnet, danach sporadisch (Tel. 0680/2343637).