Ötzi-Finderin: “Wir wären beinahe über ihn gestolpert“
Im Ötzi-Dorf Umhausen trafen sich gestern Zeitzeugen des „Jahrhundertfundes Ötzi“. Finderin Erika Simon erinnert sich noch genau.
Umhausen –„Nein.“ Heute würde sie es so wohl nicht mehr machen, gesteht Erika Simon. Vor 25 Jahren war sie gemeinsam mit ihrem mittlerweile verstorbenen Ehemann Helmut am Tisenjoch unterwegs, als das Paar im Eis eine Gletscherleiche entdeckte. Die Deutschen meldeten den Fund. Tage später war die Weltsensation und der Jahrhunderfund perfekt. Ötzi. Am 19. September jährt sich die Geschichte, die Geschichte machte, zum 25. Mal.
Anstrengend sei es mittlerweile, die Fragen nach dem Ötzi zu beantworten, erklärte Simon gestern vor Journalisten im Ötzi-Dorf Umhausen. Wohl auch wegen der ständigen Fragen seien diese schicksalhaften Minuten von damals noch präsent. „Wir wären ja beinahe regelrecht über ihn gestolpert“, sagt sie und erinnert sich auch noch lebhaft daran, dass ihr Mann damals mit dem letzten Foto des analogen Apparates ein Bild der Szenerie machte – was sie nicht goutierte. „Dann nahm alles seinen Lauf“, erklärte Simon, die mit mehreren Zeitzeugen von damals gestern die heiße Phase des Jubiläums einläutete. Zu den Ersten, die Ötzi damals sahen, gehört auch Anton Koler, damals Leiter der alpinen Einsatzgruppe der Gendarmerie Imst, der damals als Erster versuchte, die Leiche freizulegen. Bei schlechtem Wetter ging dem Presslufthammer aber bald einmal die Luft aus und so brauchte es noch zwei weitere Versuche, um die Mumie freizulegen. Koler machte Fotos, erkannte sofort, dass die Leiche schon sehr lange dort gelegen haben musste. Und sagte im Radio, dass er schätzt, der Tote liege „seit sicher 150 Jahren“ dort. Nach aufwändigen Untersuchungen wurde das Alter von Ötzi dann auf 5300 Jahre datiert.
Auch die Vertreter der Wissenschaft kamen gestern zu Wort. Archäologe Walter Leitner arbeitet seit 25 Jahren am Eismann. Mit einer kleinen Einschränkung. „Die erste Woche habe ich verpasst, weil ich an jenem Tag, an dem die Sache bekannt wurde, nach Mallorca auf Urlaub flog.“ Lachender Nachsatz: „Ich habe noch nie so gewünscht, dass mein Urlaub endet, wie damals.“
So viele Geschichten sich um Ötzi auch ranken, so viel wurde die Eismumie auch wissenschaftlich untersucht. Mumienforscher Albert Zink entschlüsselte etwa Ötzis Erbgut. Wissenschafter Leitner ist aber sicher: „Es gibt noch viel zu erforschen. Alle Geheimnisse werden wir aber nie entschlüsseln.“
Bis zum 19. September wird der Ötzi-Hype wohl noch stärker ansteigen. Erika Simon soll zum Jahrestag zur Fundstelle geflogen werden. (mw)