Kunst

Ein lustvoller Brecher von Regeln

© galerie im taxispalais

Die erste Einzelausstellung von Martin Creed in Österreich in der Innsbrucker Galerie im Taxispalais führt den britischen Turnerpreisträger von 2001 in seiner ganzen Vielseitigkeit und Originalität vor.

Von Edith Schlocker

Innsbruck –Wie es ausschaut, wenn sich sehr spezieller britischer Humor mit Kunst paart, führt Martin Creed in der Taxisgalerie in seiner ersten Einzelausstellung in Österreich vor. Was einigermaßen erstaunlich ist, ist der 48-Jährige als Turner-Preisträger von 2001 doch einer der wichtigsten zeitgenössischen Künstler seines Landes.

Die Schau, die in Kooperation mit dem Kunstverein Heilbronn entstanden ist, wo sie im vergangenen Jahr bereits zu sehen war, führt den Künstler in seiner ganzen Vielseitigkeit vor. Als Maler genauso wie als Bildhauer, Fotograf und Musiker, als Macher von Videos und Installationen. Wobei seine Lieblingsmaterialien ganz gewöhnliche sind. Um etwa aus unzähligen weißen Küchenrollen eine sieben Meter hohe Pyramide zu bauen, die vom Boden des unteren galeristischen Foyers bis zur Decke des oberen reicht.

Eine andere Arbeit besteht aus vier alten, unterschiedlich großen Tischen, die er – den größten unten, den kleinsten oben – übereinandergestellt hat. Umgekehrt macht er dies etwa mit ganz normalen Schachteln. Dass Martin Creed gern mit Systemen und Ordnungen spielt, ist unübersehbar. Dabei beteuert der Künstler im Brustton der Überzeugung, er hasse Regeln, benütze sie allerdings, um die Welt zu begreifen und sie gleichzeitig subversiv zu unterwandern.

Creed mag aber auch das lustvolle Zusammenspiel der unterschiedlichen Medien. Wenn er etwa in einem der galeristischen Räume eine Wand diagonal mit breiten schwarzen Streifen bemalt, an die er kleine, brav gerahmte Bildchen hängt. Ein relativ realistisch gemaltes Selbstporträt genauso wie horizontale streifige Progressionen und amorph Abstraktes. Daneben steht ein Klavier, das von den galeristischen Mitarbeitern regelmäßig bespielt werden soll, neben dem offiziellen Porträtfoto des Künstlers mit bewusst sehr geringem Wiedererkennungswert und einer verwelkten Rose, die er in Bronze gegossen und in eine Vase gestellt hat.

Zum Teil der Installation wird der Ausstellungsbesucher, sofern er sich traut, in den mit großen bunten Luftballons gefüllten Raum einzutauchen. Martin Creed zeigt in Innsbruck aber auch ganz kleine, feine Arbeiten. Etwa ein DIN-A3-Blatt, das er kugelig zerknüllt und unter einen Glassturz gestellt hat, dessen Grundfläche dasselbe Format hat. Oder eine kleine silberne Ausstülpung in einer Wand, die bei einem Zusammenklappen mit der gegenüber exakt in eine goldene Einstülpung einschnappen würde.

Die zwei Videos, die der Brite nach Innsbruck mitgebracht hat, haben miteinander zu tun und wieder auch nicht. In dem einen kreuzen ein winziger Chihuahua und ein großer irischer Wolfshund auf jeweils ihre Weise das Bild, in dem zweiten überqueren in New York in ihrem Gehen unterschiedlich behinderte Menschen einen Zebrastreifen. Die gläserne Decke der Hofhalle hat Martin Creed bekleckst. An die Wände hat er u. a. in Neon „Don’t Worry“ geschrieben. Keine schlechte Einstellung angesichts der Soundinstallation, die am ehesten mit ungustiös zu beschreiben wäre.

Wer ab kommendem Jahr in der Nachfolge von Beate Ermacora die Taxisgalerie leiten wird, ist noch nicht entschieden. Ende September sollen die Hearings mit den potenziellen Kandidaten stattfinden, im Oktober soll die Entscheidung bekannt gegeben werden.

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