Paralympics: Spitzensport für Reiter Pepo Puch auch Therapie
Rio de Janeiro (APA) - Bei den XV. Paralympics in Rio ist Österreich erstmals durch ein Reiterteam vertreten. Zwei Routiniers, London-Sieger...
Rio de Janeiro (APA) - Bei den XV. Paralympics in Rio ist Österreich erstmals durch ein Reiterteam vertreten. Zwei Routiniers, London-Sieger Pepo Puch und Thomas Haller, sowie zwei Debütanten, Julia Sciancalepore und Michael Knauder, absolvieren ab Sonntag jeweils Einzel- und Mannschaftsbewerb. Sciancalepore kam als Dreijährige über die Hippotherapie zum Reiten, für Puch ist der Spitzensport auch Therapie.
Pepo Puch hat Olympia-Erfahrung, er trat 2004 in Athen in der Vielseitigkeit für Kroatien an. 2008 erlitt er durch ein technische Gebrechen einer Sturzweste eine inkomplette Querschnittlähmung. Dennoch sitzt er nun mit 50 Jahren wieder im Sattel. Sein Leitspruch „Was denkbar ist, ist machbar“ half ihm auf dem Weg zurück.
„Durch Denken der Bewegung habe ich zuerst den linken großen Zeh zum Zittern gebracht, nach sechs Monaten konnte ich den linken Arm zur Nase heben“, erzählte der Obersteirer vor seinem Erstauftritt am Sonntag in Rio.
In den drei Bewerben (einmal Team, zweimal Einzel) sitzt Puch im Sattel des elfjährigen Wallachs Fontainenoir, der wegen der besseren Flugverträglichkeit den Vorzug vor London-Siegerin Fine Feeling erhielt. „Ich bin kein angenehmer Passagier“, sagte Puch im Hinblick auf seine Behinderung, „aber er versucht, alles richtig zu machen.“
Der Rappe hat geringere Erfahrung bei Championaten als seine Vorgängerin, dennoch ist er laut Puch bereit für Großes. „Es wäre schön, wenn wir die Kür der besten sieben erreichen“, meinte der in der Schweiz verheiratete Reiter. Die Tagesverfassung würde entscheiden. Puch: „Schon der kleinste Fehler kann drei Plätze Unterschied ausmachen.“
Reiten wäre für den Familienvater auch ohne Topsport nicht wegzudenken, es ermöglicht ihm größere Lebensqualität. „Wenn ich sechs Wochen nicht reite, dann kann ich nicht gehen und sitze im Rollstuhl“, erklärte Puch. „Aber durch das Reiten kommt der Gehreflex zurück.“
Die 20-jährige Julia Sciancalepore hindert eine durch Sauerstoffmangel bei der Geburt aufgetretene Zerebralparese mit Störung der Bewegungskoordination nicht, mit ihrem um ein halbes Jahr jüngeren Wallach Pommery Spitzenleistungen zu bringen. Nach einem Übergang mit Voltigieren begann sie mit elf Jahren in Wernberg nahe ihres Heimatortes Villach mit dem Dressurreitsport.
„Zuhause reite ich Galopp, Pirouetten und fliegende Wechsel. Das darf ich hier nicht zeigen, ich darf nur Schritt reiten“, erzählte die BWL-Studentin an der FH Villach. Die Aufgaben bei den Paralympics sind aufgrund der Klasseneinteilung je nach Beeinträchtigung vorgegeben.
Auch Sciancalepore hat sich das Finale zum Ziel gesetzt. „Aber das hier sind Paralympics, da sind nur die Besten am Start“, betonte die Kärntnerin. „Mein eigenes Ziel ist es, ruhig zu bleiben und mein Bestes zu geben.“