Leopoldstadt-Wahl - Stichwort: Der zweite Wiener Gemeindebezirk
Wien (APA) - Der Prater als grüne Lunge und Vergnügungsviertel, der Karmelitermarkt als In-Viertel oder der Brennpunkt Praterstern: Wohl kei...
Wien (APA) - Der Prater als grüne Lunge und Vergnügungsviertel, der Karmelitermarkt als In-Viertel oder der Brennpunkt Praterstern: Wohl kein Bezirk in Wien hat ein so facettenreiches Gesicht wie die Leopoldstadt, in der 101.702 Menschen leben. Das sind sechs Prozent der Wiener Gesamtbevölkerung. Was die Bezirksgröße anbelangt, so rangiert der Bezirk mit 19,2 Quadratkilometern im Mittelfeld.
Die Leopoldstadt ist nach Kaiser Leopold I. benannt und trägt ihren Namen seit 1850. Damals wurde aus den ehemaligen Vorstädten Leopoldstadt und Jägerzeile, dem Prater, der Vorstadt Brigittenau sowie aus Teilen von Zwischenbrücken, Aspern und Kaiserebersdorf der zweite Gemeindebezirk gebildet. Das Gebiet wird auf der einen Seite vom Donaukanal, auf der anderen Seite von der Donau begrenzt.
Die Zahl der Bezirksbewohner war in der Vergangenheit ein stetiges Auf und Ab. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sank die Bevölkerung im ehemals einwohnerreichsten Bezirk kontinuierlich. Doch dieser Trend änderte sich - Anfang 2015 wurden erstmals seit 1971 wieder mehr als 100.000 Personen gezählt.
Die Leopoldstadt ist mittlerweile auch ein vergleichsweise junger Bezirk: Das Durchschnittsalter beträgt 39,1 Jahre, in Gesamt-Wien 40,5 Jahre. Auch die Zukunft scheint in Sachen Bewohnerzuwachs rosig: In den kommenden Jahren erwartet die MA 23 (Wirtschaft, Arbeit, Statistik) stetigen Zuwachs.
Grund für das prognostizierte Plus sind u.a. die erwarteten Geburtenüberschüsse. Allein 2015 kamen 1.284 kleine Leopoldstädter auf die Welt - das sind 6,4 Prozent aller Geburten in Wien. Auch Zuzüge und die rege Bautätigkeit im Gebiet tragen dazu bei. So entstehen auf dem Gelände des ehemaligen Nordbahnhofs tausende neue Wohnungen. Bis 2017 soll die Erweiterung des sogenannten Viertel Zwei nahe der Trabrennbahn Krieau mit Wohnungen, Büros und einem Studentenheim fertiggestellt sein.
Auch die Statistik bestätigt den Trend: Von den in den vergangenen fünf Jahren entstandenen Wohnungen in Wien entfielen 8,5 Prozent auf den zweiten Bezirk. Laut Statistik werden in 4.758 Gebäuden 50.407 Wohnungen bewohnt. Junge Menschen zieht auch die neue Wirtschaftsuniversität an, die sich zwischen Messe und Prater befindet. Sie wurde 2013 eröffnet.
Magnet für viele Wiener ist der Prater, der mit einer Fläche von 513 Hektar rund 27 Prozent des zweiten Bezirks ausmacht. Der Prater war einst kaiserliches Jagdrevier und damit nur dem Adel zugänglich. Kaiser Josef II. ließ die Grünflächen aber mit 7. April 1766 für das Volk öffnen und genehmigte gleichzeitig die Errichtung von Gastronomieständen. Neben ersten Buden von Wirten, Kaffeesiedern und Lebzeltern sorgten bald auch Schaukeln, Ringelspiele und Kegelbahnen für Unterhaltung. Damit war der Vorläufer des späteren Wurstelpraters geboren.
Der Vergnügungspark umfasst mittlerweile rund 250 Attraktionen, davon 146 Fahrgeschäfte. Viele Restaurants und Lokale - darunter etwa das bekannte „Schweizerhaus“ - verköstigen die jährlich rund 4,2 Millionen Prater-Besucher. Das Bild des zweiten Bezirks prägt auch die jüdische Gemeinde, die hier mit vielen Einrichtungen angesiedelt ist.
Zu einem der angesagtesten Plätzen Wiens zählt derzeit das Karmelitermarkt-Viertel. Die Wohnlage ist begehrt, die Immobilienpreise entsprechend hoch. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten - und dieser heißt in der Leopoldstadt Praterstern. Dieser hat mittlerweile das Image eines Drogen- und Alkohol-Hotspots. Die Polizei ist dort ständig präsent.
Politisch gesehen ist die Leopoldstadt traditionell ein Arbeiterbezirk. Seit 1945 stellt die SPÖ durchgehend den Bezirksvorsteher - aktuell hat Karlheinz Hora den Posten inne.