62. Song Contest 2 - Ukrainische Mitbewerber frustriert
Kiew/Wien/Europa-weit (APA/AFP/dpa) - Kiews Mitbewerber um die Austragung des nächsten Eurovision Song Contest reagierten frustriert auf die...
Kiew/Wien/Europa-weit (APA/AFP/dpa) - Kiews Mitbewerber um die Austragung des nächsten Eurovision Song Contest reagierten frustriert auf die am Freitag verkündete Entscheidung. Von einer „Farce“ schrieb Boris Filatow, Bürgermeister von Dnipro, bei Facebook. Von Anfang an sei klar gewesen, dass „die Finanzströme niemals den Regionalhauptstädten gegeben werden“.
Enttäuscht gab sich auch Michail Saakaschwili, Gouverneur des Gebietes Odessa, das neben Dnipro zuletzt noch im Rennen gewesen war. Die Entscheidung für Kiew sei ein weiteres Beispiel für Lügen und verfehlte Politik. „Alle Illusionen sind dahin, und ich bin sicher, dass für die Errichtung des ukrainischen Staates neue Ansätze und andere Leute nötig sind“, kritisierte er. Trotz einer angekündigten Dezentralisierung mit mehr Vollmachten für die Regionen gehen nach wie vor mehr als 80 Prozent der Steuereinnahmen nach Kiew.
„Herzlichen Glückwunsch an die Menschen in Kiew“, kommentierte Staatschef Petro Poroschenko im Kurznachrichtendienst Twitter die Entscheidung für die Hauptstadt. Die Ukraine will trotz ihrer kriselnden Wirtschaft mindestens 1,2 Milliarden Hryvnia (33 Millionen Euro) für die ESC-Show ausgeben. Die Arena in Kiew, in dem der Wettbewerb kommendes Jahr stattfindet, soll modernisiert werden.
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko versprach, den beliebten Gesangswettbewerb auf höchstem Niveau zu organisieren. „Die Hauptstadt ist für Veranstaltungen dieses Kalibers objektiv der am besten vorbereitete und geeignete Ort“, teilte der 45-jährige Ex-Boxweltmeister mit. Die Dreimillionenstadt Kiew hatte den ESC schon 2005 gestemmt. Damals war die Ukraine nach dem Sieg von Ruslana („Wild Dances“) erstmals Gastgeberin von Europas größter Musikshow. Klitschko verwies auf die positiven Erfahrungen von damals sowie von der Austragung der Fußball-Europameisterschaft 2012.
Der ukrainische Kultusminister Jevgen Nischtschuk erklärte, bei der Entscheidung für Kiew habe die Sorge um die Sicherheit eine entscheidende Rolle gespielt. 19 Jury-Mitglieder stimmten demnach für die ukrainische Hauptstadt, zwei für die Schwarzmeermetropole Odessa und niemand für Dnipro, das sich weniger als hundert Kilometer vom Kampfgebiet im Osten der Ukraine befindet. Bei Dnipro habe es Sicherheitsbedenken wegen des anhaltenden Konflikts der ukrainischen Armee mit prorussischen Rebellen gegeben, bei Odessa wegen Transnistrien. Transnistrien ist eine von Ukraines Nachbarland Moldau abtrünnige prorussische Region.
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