„Crescendo der Pracht“: New Yorker Metropolitan Opernhaus wird 50

New York (APA/dpa) - Mit Samuel Barbers Werk „Antony and Cleopatra“ begann am 16. September 1966 eine neue Ära in New York. Im Lincoln Cente...

New York (APA/dpa) - Mit Samuel Barbers Werk „Antony and Cleopatra“ begann am 16. September 1966 eine neue Ära in New York. Im Lincoln Center wurde die neue Heimat der Metropolitan Opera feierlich eröffnet - zuvor war die Oper rund 80 Jahre an anderen Spielstätten in der Stadt aktiv. „Das neue Haus der Metropolitan Oper eröffnet in einem Crescendo der Pracht“, titelte die „New York Times“ vor 50 Jahren.

Zuvor war das dortige Viertel San Juan Hill eher von zweifelhaftem, wenn auch im übertragenen Sinn durchaus kulturaffinem Ruf: In den 1940er und 50er Jahren bekämpften sich an der Westseite Manhattans die Gangs. Afro-Amerikaner gegen italienische Einwanderer gegen irische Immigranten und andersherum - damit bildete San Juan Hill die Vorlage und Kulisse zur „West Side Story“. Die Gegend war deshalb ein Dorn im Auge des in New York wegen seiner Vorliebe für brachiale Betonklötze und Autobahnen berühmt-berüchtigten damaligen Chef-Stadtplaners Robert Moses. Als ihn mehrere kulturelle Institutionen um Platz für neue Gebäude baten, sah er die Chance gekommen und ließ das Viertel abreißen.

Zum Jubiläum plant die Metropolitan Oper, die von den New Yorkern liebevoll „Met“ genannt wird, eine große Gala. Dabei sein sollen unter anderem die Placido Domingo, Renee Fleming und Anna Netrebko, die alle regelmäßig hier auf der Bühne stehen und von der Akustik des Saals mit den rotgepolsterten Stühlen und der goldenen Decke schwärmen. Das günstigste Ticket für die Gala im Mai nächsten Jahres kostet knapp 2.000 Dollar (etwa 1.770 Euro), ohne Cocktail-Empfang und Abendessen. Ein Tisch mit allem Drum und Dran ist für 150.000 Dollar zu haben.

Für die neue Spielzeit, die am 26. September mit „Tristan und Isolde“ und wie immer mit der amerikanischen Nationalhymne eröffnet werden soll, gebe es aber natürlich günstigere Tickets, versichert „Met“-Chef Peter Gelb, den die „Financial Times“ zum „mächtigsten Mann der Opernwelt“ gekürt hat. 225 Aufführungen von 26 Opern, davon sieben neue Inszenierungen, stehen auf dem Programm, Karten sollen zwischen 25 und 480 Dollar kosten. „Die Zuschauer werden von unserem stetig erweiterten Repertoire sicher stimuliert werden“, sagt Gelb. „Wir sind stolz auf unsere fünf Jahrzehnte hier im Lincoln Center.“

Mit einem Jahresbudget von rund 300 Millionen Dollar gehört die „Met“ zu den größten Kulturorganisationen der Welt, hat in jüngster Zeit aber auch mit sinkenden Zuschauerzahlen zu kämpfen. Ein finanzieller Segen ist da das „Live in HD“-Programm der Oper, das einige Aufführungen in Kinosäle weltweit überträgt und die Branche verändert hat. Eine „Revolution“ habe die „Met“ damit angeführt, kommentierte die „New York Times“. Längst haben andere Kulturorganisationen nachgezogen.

Zum Jubiläum ihrer Heimat stehen der „Met“ aber auch große Veränderungen bevor. Mehr als 40 der 50 Jahre am Lincoln Center war James Levine Chefdirigent und eine Art Synonym für die Oper. Aus gesundheitlichen Gründen hatte der beim Publikum extrem beliebte 73-Jährige, der zuletzt im Rollstuhl dirigiert hatte, den Posten im Mai abgeben müssen. Nachfolger wird nach einer Übergangsphase ab 2020 der Kanadier Yannick Nézet-Séguin.