Vorwahlen bei Frankreichs Konservativen: Der Elysee-Palast als Ziel
Paris (APA/AFP) - Bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich im kommenden Frühjahr gilt eine einfache Gleichung: Wer im November die Vorwahl...
Paris (APA/AFP) - Bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich im kommenden Frühjahr gilt eine einfache Gleichung: Wer im November die Vorwahl der konservativen Republikaner gewinnt, ist großer Favorit für einen Einzug in den Elysee-Palast. Bis zum Ablauf der Registrierungsfrist am Freitagabend reichten elf Politiker ihre Kandidatur für die Vorwahl ein, darunter vier Kandidaten anderer konservativer Parteien.
Ein Überblick über die wichtigsten Bewerber:
NICOLAS SARKOZY
Schon von 2007 bis 2012 stand Sarkozy an der Staatsspitze. Nach seiner Wahlniederlage gegen den Sozialisten François Hollande will der Vollblutpolitiker jetzt unbedingt den Elysee-Palast zurückerobern. Im Präsidentschaftsrennen setzt der 61-Jährige auf einen scharf rechtskonservativen Kurs rund um die Themen Sicherheit, französische Identität, Einwanderung und Umgang mit dem Islam. Dabei schreckt er auch nicht vor Anleihen bei der rechtsextremen Front National (FN) von Marine Le Pen zurück.
Mit diesem Kurs sowie seiner von vielen als spalterisch empfundenen Art hat Sarkozy viele Franzosen verprellt. Laut einer Umfrage wollen acht von zehn Wählern ihn nicht mehr als Präsidenten. Der Ehemann der Sängerin Carla Bruni ist zudem in mehrere Affären verstrickt, wegen des Vorwurfs der illegalen Wahlkampffinanzierung hat die Pariser Staatsanwaltschaft sogar Anklage gegen ihn erhoben.
ALAIN JUPPE
Der Bürgermeister von Bordeaux ist Sarkozys größter innerparteilicher Rivale. Mit seiner ruhigen Art und seinen gemäßigten politischen Ansichten ist er bei den Franzosen deutlich beliebter als Sarkozy. Auch in Umfragen im bürgerlich-konservativen Lager für die Vorwahlen liegt er vorn. Der 71-Jährige spricht Wähler der politischen Mitte besser an als Sarkozy - rechtskonservative Wähler dagegen halten ihn für zu weich. Ihm hängt zudem der Ruf des kalten und hochnäsigen Technokraten an, als Nachteil gilt außerdem sein Alter.
Der enge Weggefährte des früheren Staatschefs Jacques Chirac will das nicht gelten lassen und verweist lieber auf seine große politische Erfahrung: Juppe war unter anderem Premier, Verteidigungsminister und zwei Mal Außenminister. Schwarzer Fleck in seiner Biografie: 2004 wurde er wegen einer Affäre um Scheinstellen im Pariser Rathaus zu einer Gefängnisstrafe auf Bewährung verurteilt.
FRANÇOIS FILLON
Der 62-Jährige war unter Sarkozy fünf Jahre lang Premierminister, wurde in dieser Zeit von dem Staatschef abfällig als sein „Mitarbeiter“ bezeichnet. Jetzt will Fillon Revanche nehmen - und scheut auch vor Attacken gegen Sarkozy nicht zurück. Wie Juppe gibt sich Fillon politisch deutlich gemäßigter als Sarkozy. Die Forderung des Ex-Präsidenten, radikale Islamisten ohne Urteil einzusperren, hat er als „dumm“ zurückgewiesen.
Wie die anderen konservativen Kandidaten auch will er Abgaben für Unternehmer senken, die 35-Stunden-Woche begraben, die Zahl der Beamten senken und die öffentlichen Ausgaben drastisch zurückfahren. Mit seinem Liberalisierungskurs geht er aber noch über die wirtschaftspolitischen Reformforderungen seiner Konkurrenten hinaus.
BRUNO LE MAIRE
Der 47-jährige Abgeordnete präsentiert sich als frische Alternative zu Sarkozy, Juppe und Fillon. Als die Mitglieder der später in Republikaner umbenannten UMP-Partei Sarkozy Ende 2014 zu ihrem Vorsitzenden wählten, kam der Ex-Landwirtschaftsminister auf ein überraschend gutes Ergebnis und konnte seine Position in der Partei deutlich stärken. Umfragen sehen den fließend Deutsch sprechenden Politiker etwa gleichauf mit Fillon, deutlich hinter Juppé und Sarkozy.
JEAN-FRANCOIS COPE
Der frühere Parteichef steht politisch noch weiter rechts als Sarkozy. So wirft der 52-Jährige Sarkozy unter anderem im Umgang mit dem Islam und im Kampf gegen den Islamismus vor, nur „halbe Maßnahmen“ vorzuschlagen. Den Vorsitz der UMP musste er 2014 wegen einer Finanzaffäre abgeben.
NATHALIE KOSCIUSKO-MORIZET
Sarkozys frühere Umweltministerin, in Frankreich kurz NKM genannt, gehört dem liberalen Flügel der Republikaner an. Im vergangenen Dezember feuerte Sarkozy die 43-jährige Abgeordnete als Vize-Parteichefin - sie hatte zuvor seinen Kurs kritisiert, bei den Regionalwahlen jede Zusammenarbeit mit den Sozialisten zu verweigern.