Ruf nach fixen begrenzten Ausverkaufszeiten
Die Schlussverkäufe sind nicht mehr das, was sie einmal waren, kritisiert der Chef von Milano Männermode, Franz Wieshaber.
Milano Männermode gibt es seit 1988, wie hat sich das Modebewusstsein der Tiroler Männer seither verändert?
Franz Wieshaber: Die Tiroler Männer waren schon immer sehr modebewusst. Früher hat man sich vielleicht bei der Auswahl etwas leichter getan, da Trends eindeutig waren, heute gestaltet man sich seine Trends großteils selbst. Genau da setzen wir als Modefachgeschäft an und beraten Mann, was zu ihm passen sollte. Da gehört natürlich die Änderungsschneiderei und das Service dazu. Das ist für ei- nen Mann wichtig, denn auch das Trage- und Wohlfühlgefühl muss passen.
Wie hat sich die Modebranche in den vergangenen 28 Jahren verändert?
Wieshaber: Sehr, wie das gesamte Wirtschaftsleben. Spezialisierung ist die einzige Chance als Einzelkämpfer, wie Milano Männermode einer ist, im Wettbewerb zu bestehen. Bei der Massenware können wir nicht mitspielen, dafür sind wir zu klein, wir besetzen eine Nische und heben uns vom Mitbewerber ab. Unser Geschäftsmodell findet man nicht sehr häufig: Wir bieten Mode für den sportiven Mann, fürs Business, für Festlichkeiten und Hochzeiten an. Damit haben wir Erfolg, denn einfach ist das Geschäft nicht mehr.
Warum ist es nicht mehr so einfach?
Wieshaber: Das Umfeld hat sich verändert. Die Preise sind wie in jeder Branche unter Druck. Doch gute Ware hat noch immer ihren Preis. Manches Designerstück bekommt man bei Abver- käufen natürlich günstiger. Doch die Rabattschlachten und Schlussverkäufe entwickeln sich langsam zur Farce.
Warum zur Farce?
Wieshaber: Die Geschäfte starten immer früher in den Abverkauf, teilweise wegen überfüllter Lager. Und die Industrie produziert immer früher die Ware für die nächste Saison und würde diese sehr gerne frühestmöglich an die Geschäfte ausliefern. Ich finde jedoch, es soll im Sommer die aktuelle Sommermode verkauft werden und im Winter die Wintermode. Die wenigsten Kunden interessiert nämlich eine Winterjacke vor September. Es werden Jacken dann gekauft, wenn es kalt ist.
Wären Sie wieder für fix festgelegte Abverkaufszeiten?
Wieshaber: Absolut, der Sommerschlussverkauf sollte wieder von Ende Juli bis in den August hinein laufen, Ende Jänner bis Mitte Feber der Abverkauf der Winterware. Das wären eigentlich logische Zeiten. Der Abverkauf derzeit ist auch bei Weitem nicht mehr das, was er einmal war. Früher war das Geschäft drei Wochen lang voll, heute ist der Andrang bei Weitem nicht mehr so groß, da Abverkäufe inzwischen beliebig geworden sind. Ich kann das Wort Schnäppchen schon gar nicht mehr hören. In der regulären Saison Kunden mit Schnäppchen zu gewinnen, ist der falsche Weg. Ich glaube, es ist höchste Zeit, wieder umzudenken.