Ordnung im Pillen-Chaos
Die sichere Verabreichung von Arzneien ist Thema des Patientensicherheits-Tages am Samstag. Ein Einnahmeplan soll Dosierungsfehlern oder Doppelverordnungen vorbeugen.
Von Nicole Strozzi
Innsbruck –Auf dem kleinen „Fresszettel“ im Bild unten stehen alle Medikamente, die Patient XY einnehmen muss. Für einen Nicht-Experten ist das Gekritzel kaum lesbar. Und auch ein Arzt wird sich schwertun, herauszufinden, welche Tablette XY morgens, mittags und abends einnehmen muss. Trotzdem sind es oft genau solche unleserlichen Listen, mit denen Patienten zum Arzt bzw. ins Krankenhaus kommen. Und dann passieren Fehler bei der Medikamenteneinnahme, die eigentlich vermeidbar wären.
Um solche Fehler – wie z. B. unabsichtliche Auslassungen der Tabletten, Doppelverordnungen oder Angaben der falschen Dosierung – zu verhindern und Patienten aufzuklären, veranstaltet die Plattform Patientensicherheit am Samstag, 17. September, den 2. Internationalen Tag der Patentensicherheit. Auch in den tirol kliniken steht an diesem Tag das Thema Medikamentensicherheit im Mittelpunkt. Im Speziellen geht es u. a. um die Arzneimittelsicherheit bei Versorgungsübergängen wie Aufnahme und Entlassung im Krankenhaus.
„Bei der Aufnahme im Spital wird der Patient gefragt, welche Medikamente er einnimmt. Das hört sich einfach an, ist aber eine große Herausforderung“, erklärt Martina Jeske. Leiterin der Anstaltsapotheke des Landeskrankenhauses in Innsbruck. Nicht zuletzt, weil Patienten oft mit unvollständigen und unleserlichen Medikamentenlisten kommen und bei der Aufnahme mitunter sehr aufgeregt bzw. sogar nicht ansprechbar sind.
Senioren sind hier die größte Risikogruppe. Viele ältere Menschen nehmen mehrere Medikamente gleichzeitig ein. Oft haben die Tabletten ähnliche Namen und hin und wieder vergessen Patienten darauf, Nahrungsergänzungsmittel anzuführen. Beispielsweise werden Johanniskrautpräparate, die bei Depressionen eingenommen werden, dem Arzt häufig nicht angegeben, weil es sich ja um ein pflanzliches Präparat handelt. Dabei kann die Anwendung des Krautes zu erheblichen Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen führen. „Wir haben noch keine ELGA. Es wäre daher sehr wichtig, einen vollständigen Medikationsplan in seiner Geldtasche mitzuführen“, rät Jeske.
Heute Donnerstag werden den stationären Patienten der tirol-kliniken-Häuser (LKH Innsbruck, Natters-Hochzirl und Hall) deshalb Vorlagen zur Führung eines ordentlichen Medikamentenplanes ausgeteilt. Patienten können in dieses vorgefertigte Formular Medikamente eintragen, die sie regelmäßig oder hin und wieder einnehmen, sowie die Dosis, den Grund und spezielle Einnahmehinweise zu den Tabletten.
„Ziel ist es, Patienten und Angehörige zu sensibilisieren und womöglich die Zahl der Medikamente zu reduzieren“, so Jeske. Ohne es zu wissen, nehmen Patienten oft viel zu viele Arzneien ein. Genau an solchen Schnittstellen wie Krankenhausaufnahmen und -entlassungen ist es möglich, den Medikamentenplan zu „entrümpeln“. Die falsche Einnahme von Medikamenten kann nämlich mitunter gesundheitsschädigende Folgen haben. Auch vor geplanten Operationen ist es wichtig, mit dem behandelnden Arzt alle Medikamente durchzusprechen, da viele bereits einen bestimmten Zeitraum vor der Operation abgesetzt werden müssen, wie z. B. Blutverdünner.
„Patienten, die mehrere Arzneimittel gleichzeitig einnehmen müssen, sind auch außerhalb des Krankenhauses keine Seltenheit“, betont Jeske. Medikationsmanagement wird daher ebenfalls in den Apotheken großgeschrieben. Auch hier ist es sinnvoll, eine Arzneimittelliste mitzuführen und sie mit dem Apotheker zu besprechen.
Was Patienten beitragen können
1. Schreiben Sie eine Liste, welche Medikamente Sie zurzeit einnehmen.
2. Legen Sie die Liste bei jedem Arztbesuch vor, nehmen Sie die Liste auch mit, wenn Sie im Krankenhaus behandelt werden.
3. Führen Sie die Liste Ihrer Arzneimittel auch mit, wenn Sie in der Apotheke Ihr Rezept einlösen oder ein Arzneimittel ohne Rezept kaufen.
4. Beachten Sie alle Hinweise zur Einnahme bzw. Anwendung Ihrer Medikamente.
5. Achten Sie auf neue Beschwerden und beachten Sie neue akute Erkrankungen.
6. Vergewissern Sie sich, dass Sie alle Informationen richtig verstanden haben und haben Sie keine Bedenken, noch einmal nachzufragen.