Tiroler Künstlerschaft

Überlebenshelfer für Tiroler Kunstarbeiter

Parcours durch 70 Jahre Tiroler Künstlerschaft in zwei Teilen, bei dem es viel zu lesen und so manches zu sehen gibt.
© tiroler künstlerschaft

Die Tiroler Künstlerschaft feiert ihren 70. Geburtstag und zeigt in der Neuen Galerie und im Kunstpavillon, was sie alles ist.

Von Edith Schlocker

Innsbruck –Endlich hat auch Innsbruck sein „Guggenheim“. Wenn auch nur in der Form einer Leuchtschrift, die jöchlTRAGSEILER über der Eingangstüre der Neuen Galerie angebracht haben. Neben dem von Katharina Cibulka in großen pinken Buchstaben auf das Schaufenster gesprayten Schriftzug „we need art“. Zwei Statements, die gerade in ihrer mit viel Ironie aufgeladenen Widersprüchlichkeit die Situation der Kunstschaffenden auf den Punkt bringen.

Deren Interessenvertretung seit 70 Jahren die Tiroler Künstlerschaft ist. Die ihren runden Geburtstag allerdings nicht mit einer „normalen“ Mitgliederausstellung feiert, sondern diesen Event ganz bewusst als Blick von außen von Georgia Holz und Barbara Mahlknecht kuratieren lässt. Als Parcours durch die Neue Galerie und den Kunstpavillon, bei dem es viel zu lesen und allerhand zu sehen gibt. Geht es doch da wie dort darum zu zeigen, was die Künstlerschaft alles ist. Auf den Punkt gebracht durch fünf Vs, die für Verbinden, Vertreten, Verteilen, Vermitteln und Verhandeln stehen. Aktivitäten, die sich die 319 Mitglieder von ihrer Interessenvertretung erwarten.

Timelines, die sich durch beide Ausstellungsorte ziehen, blenden weit zurück in die Geschichte. Noch vor dem Jahr 1946, als die Tiroler Künstlerschaft nicht zuletzt als „wirtschaftliche Notgemeinschaft“ (Sieglinde Hirn) gegründet wurde. Mit den Jahren haben sich die Statuten des Vereins genauso wie ihre Vorstände, ihre Häuser und ihr Selbstverständnis immer wieder gewandelt. Am Leben erhalten durch aktuell 313.383 Euro jährlich, wovon die Hälfte vom Land, 15 Prozent vom Bund und 10 Prozent von der Stadt Innsbruck getragen werden.

Bebildert wird der Parcours durch 70 Jahre Tiroler Künstlerschaft mit 20 Arbeiten von Künstlerschaftsmitgliedern aus diversen Generationen, die sich auf formal sehr unterschiedliche Weise mit den Bedingungen des Künstler-Seins auseinandersetzen. Michaela Niederkircher und Christine Prantauer etwa in „Überlebensmittelkarten“, die auf einen ersten Blick wie die Lebensmittelkarten von 1946 daherkommen, zu deren Bezug die Mitgliedschaft bei der Künstlerschaft berechtigte.

Anja Krautgasser hat den Künstlerschaftsausweis ihres Großvaters Franz Krautgasser mit der Nr. 65 abgezeichnet und neben ihren eigenen von 2016 gehängt, Othmar Eder verbildlicht die Mühen des Kunstmachens durch Haufen von Spitzabfällen seiner Stifte. Stefan Klampfer hat aus dem Depot der Künstlerschaft Sockel geholt und zu Skulpturen getürmt. Stellvertretend für ein gescheitertes Projekt hat Michael Strasser auf der Wiese vor dem Kunstpavillon einen großen Kreis aus Sumpfkalk ausgelegt. Und Wolfgang Capellari hat in den Pavillon einen riesigen „Schinken“ gehängt, bemalt ganz in klassischer Manier mit sieben sonderbaren Figuren.

Anlässlich der morgigen Eröffnung der Schau startet Maria Peters in der Neuen Galerie eine Wanderperformance in Richtung Kunstpavillon. Ausgiebig Geburtstag gefeiert wird abschließend im Künstlerhaus Büchsenhausen.

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Michael Domanig

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Verena Langegger

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