L‘Orfeo Barockorchester feiert ausgiebig das 20-jährige Bestehen

Linz (APA) - Das in Linz beheimatete L‘Orfeo Barockorchester unter seiner Leiterin Michi Gaigg feiert heuer 20-jähriges Bestehen - und zwar ...

Linz (APA) - Das in Linz beheimatete L‘Orfeo Barockorchester unter seiner Leiterin Michi Gaigg feiert heuer 20-jähriges Bestehen - und zwar sehr ausgiebig: Bis zum Jahresende stehen noch einige Konzerte auf dem Programm, CDs wurden veröffentlicht, weitere eingespielt bzw. sind in Vorbereitung.

Michi Gaigg gab in einer Pressekonferenz unter anderem mit Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) als Kulturreferent einen Rückblick auf die Geschichte des Orchesters. Die in Schörfling am Attersee geborene Dirigentin erhielt entscheidende Impulse während ihres Violinstudiums am Salzburger Mozarteum durch die Begegnung mit Nikolaus Harnoncourt. Als sie 1994 als Lehrende zum Institut für Alte Musik und Historische Aufführungspraxis des damaligen Bruckner Konservatoriums - jetzt Anton Bruckner Privatuniversität Linz - kam, waren sie und ihre Kollegin, die Oboistin und Blockflötistin Carin van Heerden, bald überzeugt, dass dort ein Barockorchester gebraucht werde. Sie gründeten es 1996.

Von Beginn an bildeten die Mitglieder eine Mischung aus Lehrenden, ausgewählten Absolventen und Studierenden der Bruckner Uni sowie Musikern internationaler Herkunft. Durch ihre Tätigkeit im Ausland und ihre Erfahrung mit dem 1983 von ihr gegründeten Orchester L‘Arpa Festante München verfügte sie über gute Kontakte zu verschiedenen Labels und Rundfunkanstalten, schilderte Gaigg. So brachte es das Orchester, häufig in Kooperationen, zu bisher insgesamt 30, vielfach mit Preisen wie dem „Echo Klassik“ ausgezeichneten CD-Einspielungen und zahlreichen Konzerten. 2003 wurde L‘Orfeo auch zum Opernorchester, nahm große geistliche Werke in Angriff und entwickelte sich zudem von französischer und italienischer Barockmusik über österreichische und deutsche Frühklassik bis zur Wiener Klassik und zuletzt der musikalischen Romantik.

Das spiegelt sich auch in den Jubiläumsprojekten und -Programmen wider: Unter anderem wurden Arien und Romanzen von Schubert mit dem Tenor Daniel Behle ebenso aufgenommen wie Bläserquintette von Telemann sowie eine Fortsetzung der Gesamteinspielung der frühen Streichersinfonien von Mendelssohn Bartholdy. Auf dem Konzertkalender bis Jahresende stehen Werke von Bach und Mozart. Unter anderem Mozarts „Linzer Sinfonie“, die nicht nur im Festkonzert „20 Jahre“ am 9. November im Linzer Landhaus erklingt, sondern auch davor - am 7. und 8. November beim Gedenken an Nikolaus Harnoncourt in Graz. Aufführungen des Weihnachtsoratoriums von Bach am 16. Dezember in Linz und am 17. Dezember in Salzburg schließen das Jubiläumsjahr ab. In Vorbereitung sind weitere Einspielungen von Rameau mit dem Tenor Anders J. Dahlin, geistliche Werke von Bach, Schubert-Sinfonien und Tenor-Arien von Mozart.

In der Pressekonferenz würdigte Pühringer der Orchester als „besondere Visitenkarte des Musiklandes Oberösterreich“. Die Rektorin der Bruckner Uni, Ursula Brandstätter, freute sich über enge Verbindung der Ausbildungsstätte mit L‘Orfeo - zuletzt wurde ein Euridice Barockorchester der Studierenden gegründet, die dabei von professionellen Musikern unterstützt werden. Der Rektor der Kepler Uni, Meinhard Lukas, begründete seine Teilnahme an der Pressekonferenz scherzhaft damit, er sei als „Publikumsvertreter“ da. Er verwies darauf, dass L‘Orfeo ein freischaffendes Orchester sei. Es gehöre zu den wichtigsten internationalen in seinem Bereich, und er appellierte, es hätte sich eine Produktion im Musiktheater und eine fixe Programmierung von Konzerten im Brucknerhaus verdient.