Eishockey: Alps Hockey League: Eine neue Liga für das nationale Wohl

Wien (APA) - Der Startschuss zur neuen Saison in der Erste Bank Eishockey Liga (EBEL) erfolgt erst am Donnerstag, doch seit Tagen ist die Li...

Wien (APA) - Der Startschuss zur neuen Saison in der Erste Bank Eishockey Liga (EBEL) erfolgt erst am Donnerstag, doch seit Tagen ist die Liga mit Diskussionen über das Liga-Regulativ und dessen Auswirkungen auf das heimische Eishockey konfrontiert. Jüngster Auslöser war das blamable Abschneiden des österreichischen Nationalteams beim Olympiaturnier in Riga. Die EBEL setzt nun alles auf die neue zweite Liga.

ÖEHV-Teamchef und Sportdirektor Alpo Suhonen sparte nach dem Olympia-Auftritt seiner Equipe, die seit zwei Jahren zweitklassig ist, nicht mit Kritik. Das Alarmsignal solle langsam ankommen, meinte der Finne angesichts eines 1:8 gegen Lettland und 0:6 gegen Deutschland. Er zeigte vor allem mahnend in Richtung EBEL. „Die Hoffnung, wenn die österreichischen Spieler besser werden, dann spielen sie, ist ein schlechtes Argument, eine Illusion. Wenn sie nicht spielen, wie sollen sie dann besser werden?“, fragte Suhonen.

Er bekrittelte vor allem, dass in den ersten und zweiten Linien, auf der Center-Position und im Powerplay zu wenig heimische Spieler zum Einsatz kommen würden. Die EBEL habe „andere Ziele als wir. Das ist ein Konflikt“, legte der 68-Jährige, dessen Zukunft im ÖEHV ungewiss ist, nach.

Die Liga hält mit der Sky Alps Hockey League (AHL) nun ein Projekt entgegen, das möglichst rasch einen qualitativ hochwertigen Unterbau der EBEL bilden soll. Insgesamt 16 Clubs aus Österreich (7), Italien (8) und Slowenien (1) nehmen an der Meisterschaft ab 17. September teil. Organisatorisch und marketingtechnisch wird die neue zweite Liga ebenfalls von der EBEL betreut, Sky wird für zumindest drei Jahre fix als Namensponsor fungieren. Auch wöchentliche Highlight-Videos dieser Liga im Rahmen der Fernseh-Berichterstattung der beiden Rechteinhaber Sky und Servus TV sind geplant.

Aus Österreich sind hauptsächlich Teams vertreten, die in der vergangenen Saison in der Inter-National-League (zweite Liga) gespielt haben, aus Italien stoßen gleich acht frühere Erstligisten dazu. Die italienischen Teams sind es auch, welche die bisherige Kluft zwischen Österreichs erster und zweiter Liga (mit)anheben sollen. Österreichs Champion Salzburg und Rekordmeister KAC stellen jeweils ein Farmteam.

„Es wurde damit eine Struktur geschaffen, die wenig Ausreden lässt, nationale junge Talente nicht spielen zu lassen“, sagte EBEL-Geschäftsführer Christian Feichtinger. Der Ligamanager betonte, dass die AHL „keine zweite Liga in dem Sinn“ sein solle. Feichtinger und die Liga sehen darin eher „eine junge EBEL, wo junge Spieler nach der Young-Star-League (Juniorenliga, Anm.) auch wirklich noch eine Chance haben, Eishockey zu spielen.“

Mit sogenannten Ausbildungslizenzen soll es Spielern unter 24 Jahren unbürokratisch möglich sein, „vertikal“ und „horizontal“ (Feichtinger) zwischen drei Vereinen aus EBEL, AHL und Juniorenliga hin und her zu wechseln.

Derzeit tun sich aber auch Cracks ab 24 Jahren schwer damit, weiterhin bei Österreichs Erstligisten unterzukommen. Den Hauptgrund dafür sehen Kritiker in der sogenannten Punkteregelung - eine Vorgabe der Liga, wonach eine Mannschaft auf dem Spielbericht maximal 60 Punkte haben darf. Legionäre (ausgenommen U24-Cracks) zählen vier Punkte, arrivierte Österreicher werden ähnlich bewertet.

Es bleibt den Clubs überlassen, wie viele Import-Spieler sie verpflichten. In der Vorsaison kamen bei den acht österreichischen Teams 103 Legionäre zum Einsatz, im Schnitt waren das fast 13 pro Team. Sie füllen rasch das erlaubte Punktekontingent. In den meisten Fällen werden junge Österreicher zur Auffüllung der Kader verpflichtet, für Österreicher über 24 Jahren findet ein beinharter Verdrängungswettbewerb auf dem Eishockey-Arbeitsmarkt statt.

Für die Liga ist die Punkteregelung nach wie vor ein heiliger Gral. „Es ist der einzige Grund, warum es die EBEL in dieser Form, in dieser Ausgeglichenheit gibt“, sagte Feichtinger. Auch die immer wieder diskutierte Begrenzung der Transferkartenspieler sei aufgrund der Arbeitnehmerfreizügigkeit in der EU nicht möglich. „Jeder Nordamerikaner, der zum Beispiel bereits in Deutschland gespielt hat, ist faktisch wie ein Europäer zu behandeln“, sagte Feichtinger am Montag.

ÖEHV-Verbandspräsident Gernot Mittendorfer sieht das offenbar anders. Er hat eine numerische Schranke für Legionäre vor Augen. „Es geht im Wesentlichen um die Liga und die Vereine, wie die untereinander das sehen. Man kann natürlich einen Schwerpunkt setzen und wenn man das will, hat man mit den Regularien keine Probleme“, sagte Mittendorfer am Dienstag bei der Saisonstart-Pressekonferenz der Liga in Wien.

Als ein Vorbild dient Mittendorfer Nachbar Italien. „Die Italiener haben vor zwei Jahren damit begonnen vier Transferkartenspieler in der Liga zu haben“, erklärte Mittendorfer, der erst im Juni Langzeitpräsident Dieter Kalt nachgefolgt ist. Der Oberösterreicher erwartet bereits für die kommende Spielzeit erste Änderungen und zeigte sich zuversichtlich, „auf Sicht mit vier, fünf, sechs Ausländern pro Verein auszukommen“. Er betonte aber: „Es muss natürlich gewährleistet sein, dass wir ausreichend gute Spieler haben.“

Auch die Liga zeige sich gesprächsbereit. „Das Präsidium der Eishockeyliga hat sich auch dazu kommittiert, da eine Reduktion in Auftrag zu geben und für die nächste Saison vorzubereiten“, sagte Mittendorfer. Feichtinger rief bereits am Montag bei einem Meeting zwischen Liga, Trainern und Kapitänen der beiden Ligen dazu auf, heimischen Spielern das nötige Vertrauen zu schenken. „Seid Teil einer Lösung, nicht eines Problems“, sagte der Liga-Manager dort.