„Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen“
In Strengen bewegte sich die Dawinbach-Mure haarscharf an Häusern vorbei. Trotzdem bleiben mehrere 100.000 Euro an Infrastrukturschäden.
Von Helmut Wenzel
Strengen –In der „Murennacht“ von Samstag auf Sonntag sei ihm vor allem eines wichtig gewesen – zu erkunden, ob jemand verletzt worden ist. Erst nachdem feststand, dass es im Dorf „nur“ Infrastrukturschäden gibt, habe er aufatmen können. Dieses Resümee zog der Strenger Bürgermeister Harald Siess am Mittwoch bei einem Lokalaugenschein im Umfeld der Dawinbach-Mure. „Ich glaube, Strengen ist noch mit einem blauen Auge davongekommen“, fasst der Bürgermeister zusammen.
Am Samstagabend, als Gewitterwolken rund um den Dawinkopf (2968 m) aufzogen, habe man nicht ausgeschlossen, dass etwas passieren könnte, schilderte Siess. „Wir haben allerdings nicht mit der Dawinbach-Mure gerechnet.“ Diese riss rund 15.000 Kubikmeter Geröll ins Tal. Tonnenschwere Betonblöcke am Straßenrand wurden weggefegt wie Apfelmus. Die Mure bewegte sich haarscharf an den Häusern vorbei, einige Bewohner mussten evakuiert werden. Die Feuerwehr mit Kommandant Andreas Öttl stand vor dem Murenabgang in Alarmbereitschaft. In der ersten Nacht war die Truppe vor allem mit Erkundungen, Straßensperren und Absicherungen beschäftigt. Der Bürgermeister hob ihre Leistung hervor: „56 Männer waren bis Montag fast durchgehend im Einsatz. Sie nahmen sich nur wenige Stunden Ruhepause.“ Die Infrastrukturschäden können laut Siess noch nicht beziffert werden. Die Größenordnung liege jedenfalls bei mehreren 100.000 Euro.
Weil die Mure Kabelstränge und Verteilerkästen zerstört hat, bleiben etwa 200 Haushalte bis Ende nächster Woche offline. Das hat ein Telekom-Techniker bestätigt.
Auf die Wildbach-Truppe Oberes Inntal mit ihrem Chef Gebhard Walter wartet jede Menge Arbeit. „Wir erhöhen die Schutzmauern am Dawinbach, öffnen die Verklausungen und setzen alte zerstörte Sperren instand.“ Kaum möglich, so Walter, sei der Bau eines Geschiebeauffangbeckens. „Langfristig wird man sich auch überlegen müssen, den Durchlass an der B 171 zu erweitern.“ Die aus Stein gemauerte Bogenbrücke in Strengen/Klaus sei ein Nadelöhr für den Wildbach.