Durnwalder wird 75: Vom Marathon-LH zum „aktiven Pensionisten“
Bozen (APA) - Er war der Marathon-Landeschef und regierte Südtirol von 1989 bis 2014: Luis Durnwalder. Am 23. September wird „der Luis“, wie...
Bozen (APA) - Er war der Marathon-Landeschef und regierte Südtirol von 1989 bis 2014: Luis Durnwalder. Am 23. September wird „der Luis“, wie er meist nur genannt wird, 75 Jahre alt. Im APA-Interview zu seinem halbrunden Jubiläum blickte der Pustertaler milde-abgeklärt auf seine Ära zurück, die er unter anderem als Zeit des „wirtschaftlichen Aufbruchs“ beschrieb. Heute sieht er sich als „aktiver Pensionist“.
Fast ein Viertel Jahrhundert hat Durnwalder die autonome Provinz südlich des Brenners geprägt. In seiner Amtszeit ist Südtirol zu einer der reichsten Regionen Europas geworden. Die volksnahe und pragmatische Art sowie sein unermüdlicher Arbeitseifer trugen viel zur großen Popularität vom „Luis“ bei, auch unter der italienischsprachigen Bevölkerung. Mehrmals konnte er bei Landtagswahlen über 100.000 Vorzugsstimmen für sich verbuchen.
15 italienische Regierungen hat Durnwalder in seiner Amtszeit politisch überlebt. Politisch am besten harmoniert hat er nach eigenen Angaben mit Giulio Andreotti.
Die Volksverbundenheit des früheren Landeshauptmanns zeigte nicht zuletzt seine Sprechstunde, die er an fast jedem Wochentag um 6.00 Uhr früh abhielt. Ab den frühen Morgenstunden versammelten sich dann nächtlich wartende Grüppchen vor dem Landhaus in Bozen, um nach stundenlangem Warten beim Landesvater persönlich vorzusprechen. Sei es wegen eines Stipendiums für den Sohn oder wegen einer Baugenehmigung: über die zuständigen Behörden hinweg pilgerte man direkt zum Landeshauptmann. Kritiker warnten daher immer wieder vor Demokratiedefiziten und absolutistischen Zügen Durnwalders.
Erste Kratzer bekam das Bild des beliebten Machers Durnwalder mit dem Aufkommen der SEL-Affäre Ende 2012. Der Skandal um Unregelmäßigkeiten der landeseigenen Energiegesellschaft SEL bei der Vergabe einer E-Werk-Konzession zog in der Folge immer weitere Kreise. Energielandesrat Michl Laimer musste schließlich seinen Hut nehmen und wurde verurteilt. Immer öfter war nun in Medien von einem „System Durnwalder“ zu lesen, da viele nicht glauben wollten, dass der Landehauptmann nichts von der Affäre gewusst habe.
Wegen möglicher Unregelmäßigkeiten beim Sonderfonds des Landeshauptmanns geriet Durnwalder gegen Ende seiner Amtszeit auch persönlich zunehmend in Bedrängnis. Ihm war unter anderem vorgeworfen worden, Gelder aus dem jährlich mit 72.000 Euro ausgestatteten Fonds für private Zwecke verwendet zu haben. Im Juni 2016 wurde Durnwalder, der die Vorwürfe stets bestritten hatte, schließlich vom Verdacht der Amtsunterschlagung und illegalen Parteienfinanzierung freigesprochen.
Sein politisches Ende als Landeshauptmann hatte Durnwalder bereits rund ein Jahr vor der Landtagswahl im August 2012 eingeläutet, indem er ankündigte, nicht mehr zu kandidieren. Im Dezember 2013, noch als Landeshauptmann, erlitt er einen Herzinfarkt, von dem er sich aber wieder gut erholte. Anfang Jänner 2014 wurde schließlich Arno Kompatscher zu seinem Nachfolger gewählt.
Heute ist er neben seinem aktiven Pensionistendasein auch noch als Berater und Verwaltungsrat in einigen privaten Unternehmen tätig. Auch der Vortragstätigkeit im Ausland widmet er sich. Hin und wieder werde er fürs „Versl-Aufsagen“ angefordert, wie er schelmisch meint. Den Abschied von der Macht habe er jedenfalls gut gemeistert. Freilich, mit dem „Kopf und dem Herz sei er noch nicht hundertprozentig weg“ von der Politik. Es fehle die Macht, etwas umzusetzen. „Ich muss mich auch beherrschen, nicht zu viel am öffentlichen Leben teilzunehmen. Und ich möchte mich nicht aufs Kritisieren beschränken“, beschrieb Durnwalder gegenüber der APA so manch Schwierigkeit als „Polit-Rentner“.
Durnwalder hat aus einer geschiedenen Ehe Sohn Hannes. Sigrid Durnwalder, die ebenfalls aus dieser Beziehung hervorging, starb im Jahr 2002 während einer Operation auf der Insel Fuerteventura. 2009 kam seine Tochter Greta zur Welt, Mutter ist Durnwalders Lebensgefährtin Angelika Pircher.
Er wurde am 23. September 1941 in der Gemeinde Pfalzen in der Nähe von Bruneck geboren. Durnwalder studierte Bodenkultur an der Universität Wien und Rechtswissenschaften in Wien und Innsbruck. 1968 wurde er zum Direktor des Südtiroler Bauernbundes bestellt. Diese Funktion hatte er bis zum Wechsel in den Landtag 1973 inne.