Enkel- und Neffentrick setzt auf Gutmütigkeit und Mitleid der Opfer
Linz/Warschau (APA) - Der sogenannte Enkel- oder Neffentrick ist seit Jahren eine beliebte Betrugsmasche, bei der vor allem ältere und allei...
Linz/Warschau (APA) - Der sogenannte Enkel- oder Neffentrick ist seit Jahren eine beliebte Betrugsmasche, bei der vor allem ältere und alleinstehende Personen zum Teil ihre gesamten Ersparnisse verlieren. Erfolgreich nutzen die Gauner während eines Telefonats die Gutmütigkeit ihrer Opfer aus. Seit 2011 ist die Zahl der Fälle österreichweit aber deutlich zurückgegangen, von 160 auf bisher sechs in diesem Jahr.
Im Durchschnitt betrage der Schaden pro geglücktem Betrug 30.000 Euro, nannte Rupert Ortner, Chefinspektor des Landeskriminalamtes (LKA) Oberösterreich, im Gespräch mit der APA weitere Fakten. In der Schweiz liege dieser Betrag bei rund 35.000 Euro, in Deutschland dagegen nur bei 15.000 Euro. Diese drei Länder seien die vornehmlichen Ziele der kriminellen Banden, die aus Polen operieren.
Die Betrüger setzen immer auf die Mitleidstour. So meldet sich ein Anrufer ohne Nennung eines Namens bei einem Auserkorenen. In einer netten Plauderei gelingt es dem Kriminellen, den Namen eines Verwandten, oft eben den eines Neffen oder eines Enkels zu erfahren, als der er sich anschließend ausgibt. Dann nimmt das Telefonat eine Wendung. Der angebliche Verwandte beklagt eine finanzielle Notlage und bekommt in den meisten Fällen auch tatsächlich Bargeld versprochen, das von einem „Bekannten“ abgeholt wird. Anschließend werden die betagten Menschen von den Betrügern in ihren Wohnungen aufgesucht, um Bares oder Schmuck einzukassieren. Im Innviertel etwa wurde vergangenen Sommer eine Pensionistin mit diesem Trick um mehr als 600.000 Euro gebracht.
Laut Ortner prahlen die Betrüger nicht selten auf YouTube oder Facebook damit, welchen Luxus sie sich mit dem ergaunerten Geld finanzieren. Sein Team hat jetzt in Zusammenarbeit mit ungarischen und polnischen Kollegen führende Mitglieder einer Neffentrickbande erwischt. Dabei handelt es sich um die Frau und zwei Söhne eines mutmaßlichen Mitbegründers dieser Betrugsmethode. Gegen Ende des Jahres 1999 soll der inzwischen untergetauchte Vater gemeinsam mit seinen zwei Brüdern und einem Schwager diese entwickelt haben.
(S E R V I C E - Das Bundeskriminalamt informiert auf seiner Homepage ausführlich über die Masche: http://go.apa.at/0WKaAuRl )