Karrierestart mit Rundumblick
Vier von zehn Hochschulabsolventen wünschen sich den Berufseinstieg über ein Trainee-Programm. Maximilian Egger, Leiter der SoWi-Holding in Innsbruck, weiß, was ein gutes Angebot ausmacht.
Von Martina Treu
Innsbruck –Bei den heimischen Studenten wünscht sich jeder Zweite, direkt nach der Uni in den Beruf einzusteigen. Auf Platz zwei der beliebtesten Einstiegsvarianten rangiert bereits das Trainee-Programm – vier von zehn Absolventen bevorzugen diese Variante. Das Praktikum ist mit rund 10 Prozent hingegen eine eher unbeliebte Variante des Berufseinstiegs. Das zeigen die neuesten Ergebnisse der Absolventenstudie 2015/2016 der Unternehmens- und Personalberatung Kienbaum Communications.
„Eine Traineestelle bekommt man in aller Regel erst, wenn man ein Studium erfolgreich abgeschlossen hat“, erklärt Maximilian Egger, Leiter der SoWi-Holding in Innsbruck, die Schnittstelle zwischen wissenschaftlicher Forschung und Praxis. Das Trainee-Programm richte sich somit an Hochschulabsolventen, die noch nicht genau wissen, wohin sie beruflich gehen sollen.
Der Vorteil des Trainee-Programms liege darin, in relativ kurzer Zeit einen sehr guten Überblick über das Unternehmen zu bekommen. So könne man auch herausfinden, was zu einem passe und was nicht, da man in viele Unternehmensbereiche hineinschnuppere, berichtet Egger. Das Trainee-Programm sei das erste Mal in den 1970ern aufgekommen – besonders in Banken und Versicherungen erfolge der Berufseinstieg seitdem im Regelfall über ein solches Programm.
Auch in Handelsketten etabliert sich das Trainee-Programm seit einigen Jahren. Bei MPreis haben im vergangenen Jahr beispielsweise 39 Trainees am einjährigen Nachwuchsführungskräfte-Lehrgang teilgenommen. „Dabei werden persönlichkeitsbildende und fachliche Themen wie Kommunikation und Führungskompetenz vermittelt“, heißt es dazu aus der MPreis-Personalentwicklung. Und Spar beschäftigt in seinem internationalen Management-Trainee-Programm derzeit 17 Personen, das eigene Trainee-Programm der Sparzentrale in Wörgl zählt aktuell acht Personen.
„Österreichische Trainee-Programme sind in den letzten Jahren immer professioneller geworden. Sie brauchen den Vergleich mit den USA, woher diese Programme stammen, nicht zu scheuen“, lobt Egger.
Unternehmen nutzen diese Trainee-Programme mit steigender Häufigkeit, denn sie bieten den Organisationen die Möglichkeit, qualifizierte, zukünftige Fachkräfte nach ihren Vorstellungen auszubilden. Dafür nehmen die Unternehmen auch viel Zeit, Geld und Aufwand in Kauf. Denn ein Trainee-Programm sei eher eine Investition in die Zukunft. Daher sei ihnen auch viel daran gelegen, den Trainee ans Unternehmen zu binden. „Mit einer Trainee-Stelle ist in aller Regel die hohe Chance auf eine Übernahme ins Unternehmen verbunden“, weiß Egger.
Gefalle dem Trainee die Stelle nicht, ist das Eggers Ansicht nach auch kein allzu großer Nachteil. „Dann weiß er, dass er sich in diesem Bereich nicht zu bewerben braucht und er nimmt wichtige Erfahrungen mit, nicht zuletzt durch die Aus- und Weiterbildungen innerhalb des Programms.“
Die Bezahlung sei zwar geringer als bei einem Direkteinstieg, doch mit der gewonnenen Erfahrung und gezielten Ausbildung komme laut Egger auch viel zurück: „Man kann sagen, je größer ein Unternehmen ist, desto besser wird bezahlt und desto besser ist das Trainee-Programm aufgestellt.“
Wichtig sei außerdem, sich bereits als Trainee ein Netzwerk aufzubauen und dieses dann als Grundlage für die spätere interne Karriere zu nutzen. Viele Trainees würden später einmal in Führungspositionen arbeiten, da sie zahlreiche Bereiche einer Organisation bereits kennen. „Man kann tendenziell sagen, Trainee-Programme sind etwas für Generalisten – der Direkteinstieg etwas für Spezialisten.“
Da die notwendigen Fähigkeiten während des Trainee-Programms vermittelt werden, sind laut einer Haniel-Studie zur Verbreitung und Ausrichtung von Trainee-Programmen die Soft Skills der Bewerber ausschlaggebend. Teamfähigkeit, Eigeninitiative und Motivation seien in dem Zusammenhang wichtige Eigenschaften. 69 Prozent der Unternehmen möchten laut der Studie mit den Trainee-Programmen ihren Führungskräftenachwuchs sicherstellen. Eggers Fazit: „Trainee-Programme sind also eine weitere Möglichkeit, beim Traumarbeitgeber Fuß zu fassen und nicht zuletzt, um herauszufinden, was zu einem passt und was nicht.“