Wirtschaftspolitik

Finanzämtern droht weitere Schrumpfkur

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Tirols oberster Finanzer Walter Oberacher rechnet mit weiteren Finanzamtsschließungen. Kritik an Zentralismus.

Von Nina Werlberger

Innsbruck –Walter Oberacher, Regionalmanager des Finanzministeriums für die Region West, erwartet eine weitere Reduktion der Finanzämter. Ihre Anzahl sei in den vergangenen Jahren von bundesweit 80 auf 40 halbiert worden. Oberacher geht davon aus, dass nach einer Evaluierung künftig nur noch 30 übrig bleiben werden. Das sagte er am Mittwoch bei einem Vortrag beim Management Club in Innsbruck. In Tirol gibt es aktuell noch vier Finanzämter (Innsbruck, Kufstein-Schwaz, Kitzbühel-Lienz und Reutte). „Auch hier werden es wohl wieder weniger werden“, meinte Oberacher. Bei den Zollämtern sei die Entwicklung dieselbe. Hier dürfte 2018/19 von derzeit neun auf dann fünf Standorte gekürzt werden, erwartet Oberacher.

In Tirol stöhnt die Finanz unter zu wenig Personal. Durch Sparrunden in den vergangenen Jahren sei „eine große Lücke von einer ganzen Generation entstanden“, sagte Oberacher. Besonders groß seien die Löcher in den Ämtern Innsbruck und Kufstein-Schwaz. Oberacher fürchtet, dass die Personallücke bestehen bleiben wird, obwohl viele Neueinstellungen geplant seien. Im Herbst werden 20 Jobs ausgeschrieben. Aktuell habe der gesamte Finanzamtsbereich in Tirol und Vorarlberg etwa 1000 Mitarbeiter, beim Zoll seien es 330 Posten.

Kritik übte der Regionalmanager an einem wachsenden „Zentralismus“. Oberacher: „Wir sind nicht sehr glücklich, weil die gesamte Führung von Wien aus gesteuert wird.“ Das Problem dabei sei, dass „jeder seine Schiene fährt“. So habe es etwa kürzlich Probleme gegeben, als die Finanzpolizei unabhängig vom Finanzamt an einem großen Fall gewerkt habe. Keine Freude hat er zudem mit Veränderungen bei der Betriebsprüfung. Auch diese werde immer zentralisierter. Oberacher erzählte, dass mittlerweile Computer errechnen, welche Fälle potenziell ertragreich sind. Etwa 5000 davon würden dann an Kontrolleure in ganz Österreich verteilt und seien dann zu prüfen. 97 % der Steuern gehen laut Oberacher übrigens ein, nur bei 3 % gebe es Ausfälle. 2015 betrug das gesamte Steueraufkommen in Tirol und Vorarlberg 7 Mrd. Euro, wobei die Lohnsteuer mit 2,3 Mrd. Euro die Umsatzsteuer mit 2,2 Mrd. Euro überholt hat. Das Zollaufkommen belief sich auf 250 Mio. Euro.