Carreras’ Botschaft aus der Kraft der Emotion
Die zweite Station seiner bis 2018 angelegten Abschiedswelttournee führte den Startenor in die Olympiahalle.
Von Ursula Strohal
Innsbruck –Er gab schon Konzerte im Congress und auf der Kufsteiner Josefs-Burg, sang vor zwei Jahren im Erler Festspielhaus Christian Kolonovits’ Oper „El Juez“ und wurde nun Samstag Abend in der Olympiahalle vom Tiroler Publikum mit Standing Ovations gefeiert. „Wir nennen es die finale Tour“, sagte Carreras in einem Interview, „aber die hat nicht notwendigerweise eine Deadline.“
„A Life in Music“: Carreras begann verhalten und hatte für sich eine Auswahl aus jenem Repertoire getroffen, das er neben Opern-, Operetten- und Zarzuelamelodien immer schon gerne vortrug – mediterrane Lieder seiner iberischen Heimat und aus dem alten Neapel wie „Era de Maggio“ von Mario Pasquale Costa oder „Passione“ von Nicola Valente. Mit der Bajazzo-Arie und dem Brindisi aus „La Traviata“ erinnerte er an große, unvergessliche Opernabende, in Österreich an der Staatsoper und bei den Salzburger Festspielen. Die feine, lyrische Ausstrahlung des Katalanen prägte viele Rollen – Werther, Rodolfo, Alfredo, Edgardo usw. –, bald aber widerstand er auch den dramatischeren Partien nicht mehr. Dem vollen und sinnlichen Klang seiner Stimme haftet etwas Empfindsames an, und die fragile Eleganz begleitet ihn nun, da er im Dezember 70 wird, umso mehr.
„The Impossible Dream“ des Don Quichotte („Der Mann von La Mancha“) trug er mit Herzblut vor, wie er dem aus Klang gewonnenen, emotionalen Ausdruck stets den Vorzug gab – spürbar in jeder Phrase, auch wenn sich die stimmlichen Mittel naturgemäß einschränken. Zunehmend gewann er Kraft aus seinem Singen und der Bühnenpräsenz, berührte, riss das Publikum hin, zuletzt bei „Core N‘grato“ von Salvatore Cardillo. Carreras hatte von der Wiener Staatsoper Margarita Gritskova mitgebracht, eine junge, russische Prachtstimme von großem Umfang, die mit Rosina, Cherubin, Giuditta, Zorika und Carmen brillierte. Mit dem Tenor sang sie „Lippen schweigen“ und als Duett das Chanson „Je te veux“ von Erik Satie – und da war es wieder, sein typisches, feines sinnlich Ziseliertes.
Die nun gestartete Tournee führt bis 2018 um die Welt, und schon jetzt wurde das Orchester gewechselt. Bei der Grazer Premiere war es das Slowenische Orchester, in der Olympiahalle – einem für diesen Anlass wenig geeigneten Ort übrigens – das Tiroler Symphonieorchester Innsbruck, das unter der souveränen Stabführung von David Giménez seine Qualitäten in feinfühliger Begleitung und temperamentvollen Stücken einem großen Publikumskreis vorführte.