Heftige Diskussion über Lohn-Nachzügler Tirol
Innsbruck – Mit einem monatlichen Bruttoverdienst von durchschnittlich 2356 Euro belegte Tirol laut der neuen Einkommensstatistik des Hauptv...
Innsbruck –Mit einem monatlichen Bruttoverdienst von durchschnittlich 2356 Euro belegte Tirol laut der neuen Einkommensstatistik des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger im Bundesländer-Vergleich auch im Vorjahr nur den achten und damit vorletzten Platz. Der Bundesschnitt lag mit 2479 um 123 Euro höher, Vorarlberg als führendes Bundesland mit 2613 sogar um 257 Euro.
Gestern sorgte der TT-Bericht für heftige Diskussionen. Für ÖGB-Chef Otto Leist ist Tirol auch dank der kleinbetrieblichen Struktur zwar weniger krisenanfällig, es brauche aber dringend Betriebsansiedlungen und müsse gegen zu hohe Immobilienpreise vorgehen – worauf VP-Landtagsabgeordneter Martin Wex konterte, dass ÖGB-Forderungen nach Vermögens- oder Maschinensteuer sowie der Ruf nach einer Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich Investoren, Gründer und Firmen abschrecke.
Untätigkeit des Landes kritisiert auch SPÖ-Klubobmann Gerhard Reheis. Mehr Geld im Börserl sei die beste Wirtschaftsförderung. SP-Frauenvorsitzende Selma Yildirim verlangt mehr Ganzjahresjobs für Frauen, damit die Lohnschere (Männer haben 48 Prozent mehr als Frauen) nicht noch weiter aufgehe. Ähnlich argumentiert Liste Fritz-Klubobfrau Andrea Haselwanter-Schneider. „Die Tiroler verdienen schlecht, die Frauen verdienen erbärmlich.“ Es brauche eine gemeinsame Frauen-Initiative im Landtag. Salbungsvolle Worte am Frauentag seien zu wenig. FPÖ-Klubobmann und -Frauensprecher Rudi Federspiel verlangt nachhaltige Maßnahmen, um die unterschiedliche Entlohnung einzudämmen. Nach der Annahme des FPÖ-Antrags findet im Herbst eine Enquete zum Thema gleiche Löhne statt.
Für Wirtschaftskammer-Präsident Jürgen Bodenseer ist die Branchenstruktur entscheidend für die Unterschiede. Der Tourismus werde immer wieder zu Unrecht als „Schuldiger“ ausgemacht. Hier lägen aber die Löhne im Bundesländer-Tourismusvergleich mit 2052 Euro um 17 Prozent über dem Österreich-Schnitt. Überdurchschnittlich liege Tirol etwa auch in der Industrie und dem produzierenden Gewerbe, dem Bau oder der öffentlichen Verwaltung. Hingegen rangiere Tirol im Sektor „Erziehung und Unterricht“ um 38 Prozent unter dem Schnitt. (va)