Kino

“Der Vollposten“: Das Heilige und das Profane

© Filmladen

Mit der Groteske „Der Vollposten“ kommt die italienische Kultfigur Checco Zalone erstmals in die österreichischen Kinos.

Von Peter Angerer

Innsbruck –Statt eines Krachers gönnen sich die Italiener zu Silvester eine mit Faschiertem gefüllte Schweinshaxe (Cotechino), dazu Linsen als Beilage, vielleicht das eine oder andere Glas Prosecco und das neue Jahr kann starten. Dieses Jahr fiel der Neujahrstag nicht nur auf einen Freitag, es war auch das Startwochenende der Groteske „Quo Vado?“ von Checco Zalone.

Der aus Bari stammende Komiker mit dem bürgerlichen Namen Luca Pasquale Medici ist mit seiner Kunstfigur aus dem Mezzogiorno zu einer italienischen Kultfigur geworden und seit 2009 thematisiert er in bisher vier Filmen, die noch auf keiner Leinwand außerhalb Italiens zu sehen waren, den Nord-Süd-Konflikt. Von „Quo Vado?“ liefen an diesem Neujahrstag 1200 Kopien in den italienischen Kinos, bereits zwei Tage später hatten fünf Millionen Italiener den Film gesehen, ein Phänomen, das niemand erklären konnte. Der Ministerpräsident Matteo Renzi, der den Film schon am Starttag gesehen hatte, wollte sich nicht äußern, dafür liebten die Politiker der Lega Nord, die Zalone für seine früheren Filme in die Wüste schicken wollten, den Film. Renato Brunetta, unter Silvio Berlusconi Minister für die öffentliche Verwaltung, sah nur „banalen Rassismus“, Zalone sei für ihn kein „berlusconiano“ geworden, „er ist ein Komiker der Linken!“. Deshalb musste auch kein Diskurs mehr über den Film, sondern nur über den Erfolg geführt werden und La Stampa fragte: „Ist das ein linker oder rechter Erfolg?“ Nach drei Wochen war „Quo Vado?“ mit zehn Millionen Besuchern der erfolgreichste italienische Film aller Zeiten, über den Gewinn kann sich jedenfalls Berlusconi freuen, dem sowohl Produktionsfirma, Medusa-Verleih als auch die Kinos gehören.

Checco Zalone (Checco Zalone, freundlich synchronisiert von Bastian Pastewka) hat als Beamter eine Festanstellung, einen „posto fisso“, etwas „Heiliges“, wie Senator Binetto (Lino Banfi) sagt. Checco stempelt in der Provinzverwaltung irgendwo im Süden Italiens Jagdscheine. Schinken, Schnepfe und Salami schmücken sein Büro. Von Korruption kann keine Rede sein, weil er nie nach Geschenken verlangt hat. Mit der Verwaltungsreform soll der privilegierte Status ein Ende haben. Auf seine Weigerung, die Kündigung zur Kenntnis zu nehmen, reagiert das System mit Strafversetzungen. Plötzlich sieht er sich auf Lampedusa mit Flüchtlingen konfrontiert und entwickelt dort eine besondere Form der Asylverfahren. Am Nordpol soll er die Wissenschafterin Valeria (Eleonora Giovanardi) vor landesüblichen Bestien schützen. Schlimmer kann auch der Dienst in Südtirol nicht sein, der als Drohung im Raum steht. Aber das Beamtenrecht sieht noch schützende Fluchtwege wie Krankenstand und Sonderurlaub vor, die der Schlawiner aus dem Süden reichlich nützt. Bei einem dieser Urlaube im kühlen Norwegen verwandelt sich Checco an Valerias Seite in einen guten Menschen, der die Gefahren der Zerstörung von Umwelt und Zivilisation erkennt. Davor müssen wir aber so ziemlich alle Zoten über Frauen- und Fremdenfeindlichkeit über uns ergehen lassen.