Bauern wollen mehr Chancen für Almprodukte
Wenige Grünflächen im Tal, steile Wiesen am Berg: Tirols Landschaft erschwert Leben und Arbeit der Bauern. Ihre Produkte aber sind besonders, vor allem die Almmilch.
Von Michaela S. Paulmichl
Innsbruck –Steht auf einem heimischen Milchprodukt „Alm“ drauf, dann muss es auch zu 100 Prozent von der Alm stammen. Diese Qualitätssicherung hat nun der österreichische Almwirtschaftsverein beschlossen. „Damit gibt es für den Konsumenten eine nachvollziehbare und ehrliche Kennzeichnung, die vor Täuschungen schützen soll“, sagt Josef Lanzinger, Obmann des Tiroler Almwirtschaftsvereins. Er verweist auf internationale Studien, denen zufolge Milch von Kühen, die auf Almwiesen weiden, ganz besonders gesund sei. Sie enthält einen wesentlich höheren Anteil gesundheitsfördernder Omega 3-Fettsäuren, die freie Radikale binden, aber auch viel mehr Vitamin E.
Das klingt vielversprechend, allerdings gibt es ein Problem: Mit Ausnahme der Zillertalmilch, die diesen Sommer die erste Almmilch in der Packung auf den Markt brachte und laut Lanzinger „recht zufrieden“ mit der Nachfrage sei, gibt es im Handel keine zu kaufen. Auch keine Butter und auch keinen Käse. Die produzierte Milch wird mit anderen Milchsorten vermischt – für viele reine Verschwendung.
Das soll sich ändern: Nachdem sie ihre reich geschmückten Kühe von den Almen ins Tal begleitet haben – noch bis 1. Oktober finden in Tirol Almabtriebe statt –, stürzen sich die Almbauern in ihr Projekt Vermarktung der Almprodukte. Ein Projekt, das auch den Milchpreis wieder positiv beeinflussen könnte, wie sie hoffen.
Tirol liefert derzeit 62 Prozent der österreichischen Almmilch, und der Anteil werde weiter ansteigen, wie Lanzinger sagt. Denn in anderen Bundesländern werden vermehrt Almen aufgegeben. Auch in Tirol ging die Zahl in den vergangenen 15 Jahren von 2200 auf 2100 Almen zurück, es gibt auch weniger Milchkühe. Derzeit sei die Situation aber stabil.
Die Hoffnungen sind jedenfalls groß, dass die Konsumenten das Angebot auch annehmen. Lanzinger: „Alle Umfragen bestätigen, dass Österreicher und Feriengäste die wunderschöne Almlandschaft besonders schätzen und die Produkte kaufen würden. Es liegt an uns und unseren Partnern, diese Chance zu nützen.“
Ob es künftig noch mehr echte Almprodukte in den Supermarktregalen geben wird, liege aber letztlich am Konsumenten. Lanzinger: „Ein neues Produkt in den Markt einzuführen, ist nicht leicht. Die Nachfrage muss da sein. Dafür könnten die Kunden sorgen, sie müssten in den Geschäften nur immer wieder speziell nach Almprodukten fragen.