Grazer Schauspiel: Bittere Komödie um Roseggers Neigung nach rechts

Graz (APA) - Eine schiefe Statue des Heimatdichters Peter Rosegger löst in einem steirischen Ort eine handfeste Krise aus, wobei im wahrsten...

Graz (APA) - Eine schiefe Statue des Heimatdichters Peter Rosegger löst in einem steirischen Ort eine handfeste Krise aus, wobei im wahrsten Sinn des Wortes viele Dinge aufgewühlt werden - nicht nur das Erdreich unter dem Denkmal, auch die braune Vergangenheit einiger Bewohner sowie private Probleme. Thomas Arzt verpackte alles gekonnt in eine Komödie, die am Donnerstag im Grazer Schauspielhaus Premiere hatte.

Der junge Autor hatte sich im Schauspielhaus bereits mit „Johnny Breitwieser“ vorgestellt, sein neues Stück „Die Neigung des Peter Rosegger“ erwies sich als inhaltlich gewichtigere Arbeit, die mehrere Handlungsstränge verknüpft. Da ist zunächst das Denkmal, das von der UNESCO begutachtet werden soll und umzukippen droht, eine permanent gestresste Bürgermeisterin, die alles ordnen möchte, einen ob seiner privaten Altlasten ausrastenden Unternehmer und ein Seismologe, der alles besser weiß. Dazu kommen eine Frau, die sich mit den Flüchtlingen nicht anfreunden kann und ein Arbeiter, der zwar säuft, aber als aufrechte „Stimme der Vernunft“ agiert.

Eine zarte Liebesgeschichte zwischen dem Unternehmer und einer leicht frustrierten Archivarin runden die Geschichte ab, die sich auf dem Boden der Komödie bewegt und dort problematische Themen locker serviert, die dem Ganzen dann einen gar nicht mehr lockeren Anklang geben. Geschickt zeigt Thomas Arzt Peter Rosegger nicht nur als verstaubten Heimatdichter und Naturbeschauer, sondern lässt seine Texte unkommentiert als Betrachtungen einfließen. Ironisch sind schon eher die musikalischen Einsprengsel, die gleichermaßen Volksmusik und volkstümliche Musik verzerren. Über Rosegger spannt sich der Bogen von der Nazi-Vergangenheit einzelner Bewohner bis zur ausländerfeindlichen Stimmung, die nach dem ersten Flüchtlingsstrom in dem Ort aufkeimt.

Thomas Arzt macht niemanden lächerlich, lässt aber alle in kritischem Licht erscheinen. Sprachlich geht er eigene Wege, manches erinnert an Ödön von Horvath, manches an die Volksstücke von Franz Xaver Kroetz, das häufige Weglassen der Verben rückt die Sprache ins Heute. Die Regie von Nina Gühlstorff hätte man sich weniger verspielt und mit schärferen Akzenten gewünscht, insgesamt schuf die Regisseurin aber einen kurzweiligen Abend.

Als psychisch angeknackster Unternehmer brilliert Florian Köhler, der eine ganze Bandbreite von unauffällig-beflissen bis radikal-aufbegehrend zeigen darf. Evamaria Salcher gibt die genervte, aber sympathische Bürgermeisterin, ein besonders Glanzstück liefert Henriette Blumenau als etwas neurotische Archivarin. Die „Stimme des unzufriedenen Volkes“ übernimmt Susanne Konstanze Weber (Angestellte), die den Tod ihres geliebten Hundes den Flüchtlingen anlastet. Nico Link überzeugt als versoffener, aber letztlich als einziger klar denkender Arbeiter, und Franz Xaver Zach gibt den kryptischen Seismologen, der auch nicht mehr weiß als die anderen. Ein Abend, der zwar einige Kürzungen vertragen hätte, aber auch Lust auf mehr Arbeiten des Autors macht.

(S E R V I C E - „Die Neigung des Peter Rosegger“ von Thomas Arzt im Grazer Schauspielhaus. Regie: Nina Gühlstorff. Bühne und Kostüme: Marouschka Levy. Mit: Florian Köhler (Wiesinger, Unternehmer), Evamaria Salcher (Bachlerin, Bürgermeisterin), Nico Link (Matthias, Arbeiter), Susanne Konstanze Weber (Elfriede, Angestellte), Franz Xaver Zach (Heim, Seismologe), Henriette Blumenau (Trost, Archivarin). Nächste Vorstellungen: 20., 21. und 23. September, 1., 5., 6., 8. und 10. Oktober 2016. http://www.schauspielhaus-graz.com)