VW-Skandal - Neue Klagen von Großinvestoren und Bundesländern
Wolfsburg (APA/AFP) - Der vor einem Jahr bekannt gewordene Dieselskandal beschert Volkswagen immer neue Klagen. Beim Landgericht Braunschwei...
Wolfsburg (APA/AFP) - Der vor einem Jahr bekannt gewordene Dieselskandal beschert Volkswagen immer neue Klagen. Beim Landgericht Braunschweig ging am Freitag eine weitere Schadenersatzklage von Investoren ein, wie ein Gerichtssprecher sagte. Unter den rund 160 Klägern ist demnach auch der weltgrößte Investmentverwalter Blackrock. Dem „Spiegel“ zufolge geht es um zwei Milliarden Euro.
Zugleich wollen weitere Bundesländer juristisch gegen Volkswagen vorgehen.
Gegen Volkswagen sind allein am Landgericht Braunschweig bereits hunderte Klagen eingegangen. Unter anderem verlangen zahlreiche Anleger Schadenersatz, weil Volkswagen aus ihrer Sicht zu spät über den Skandal und dessen mögliche Folgen informierte.
Schon zu Wochenbeginn lagen in Braunschweig etwa 400 Klagen vor, deren Streitwert sich auf insgesamt rund vier Milliarden Euro belief. Nun steigen die Gesamtforderungen der klagenden Anleger offenbar noch einmal deutlich. Der Gerichtssprecher konnte zu der neuen Klage keine Summe nennen, der „Spiegel“ hatte jedoch am Donnerstag von zwei Milliarden Euro berichtet und sich auf die US-Kanzlei Quinn Emanuel berufen, die die Investoren vertritt.
Zugleich erklärtem am Freitag zwei weitere Bundesländer, sie würden Volkswagen wegen des Verlusts mit Aktien des Konzerns verklagen. Dies hatte zuvor bereits Bayern angekündigt. In den kommenden Tagen werde Klage beim Landgericht Braunschweig eingereicht, teilte nun der hessische Finanzminister Thomas Schäfer (CDU) mit.
Es geht demnach um Verluste, die Hessen erlitt, weil es Pensionsrücklagen in Volkswagen-Aktien investiert hatte. Der Schaden belaufe sich auf rund 3,9 Millionen Euro, erklärte Schäfer. Zwar müsse, wer sein Geld in Aktien anlege, auch Verluste hinnehmen. „Nicht hinnehmen müssen wir jedoch, wenn Verluste dadurch entstehen, dass eine Aktiengesellschaft gegen Mitteilungspflichten verstoßen hat.“
Auch das baden-württembergische Finanzministerium erklärte, es werde in Braunschweig klagen. Hier geht es ebenfalls um Rücklagen für Ansprüche von Beamten und Richtern, die teilweise in VW-Aktien investiert wurden. Die Schadenshöhe könne sich ersten Berechnungen zufolge auf rund 400.000 Euro betragen, erklärte das Ministerium. „Es spricht derzeit einiges dafür, dass VW Insiderinformationen zu manipulierten Abgaswerten nicht unverzüglich veröffentlicht hat.“
Im Wertpapierhandelsgesetz ist vorgeschrieben, dass Aktiengesellschaften bestimmte relevante Informationen unverzüglich veröffentlichen müssen. Die klagenden Anleger werfen VW vor, diese Pflicht verletzt zu haben. Als der Skandal schließlich bekannt wurde, stürzte der Aktienkurs des Konzerns binnen Tagen um 40 Prozent ab.
Ein Volkswagen-Sprecher wies die Vorwürfe am Freitag erneut zurück. „Volkswagen geht weiterhin davon aus, dass wir unsere kapitalmarktrechtlichten Pflichten vollumfänglich erfüllt haben und die Ansprüche unbegründet sind“, erklärte er.
Vor einem Jahr, am 18. September 2015, hatte die US-Umweltbehörde EPA mitgeteilt, dass bei VW Abgaswerte manipuliert wurden. Der Autokonzern räumte später ein, dass die illegale Software weltweit in rund elf Millionen Diesel-Fahrzeuge unterschiedlicher Marken eingebaut wurde. Das Programm reduziert den Ausstoß von schädlichen Stickoxiden bei standardisierten Tests.
(NEU: Investorenklage in Braunschweig eingegangen, auch Baden-Württemberg will klagen, Volkswagen verneint verspätete Informationsweitergabe)
~ ISIN DE0007664039 WEB http://www.volkswagenag.com ~ APA407 2016-09-16/15:40