Bezirk Kitzbühel

Hotels im Bezirk Kitzbühel: Gesehen, gekauft, geschlossen

Das Hotel Goldener Löwe in St. Johann steht seit Jahren leer.
© Bildagentur Mühlanger

Der Tourismus steht vor einer Herausforderung. Da viele Hotel- bzw. Gastronomiebetriebe keine Nachfolge finden, werden sie verkauft und stehen dann leer. Beispiele gibt es genug.

Von Miriam Hotter

Kitzbühel – Sie kamen, sahen und kauften: Die Rede ist von den teils ausländischen Besitzern verschiedener Hotels bzw. Gasthäuser in Tirol. Viele davon sind dauerhaft geschlossen und verfallen zusehends. Die Gründe dafür sind verschieden, wie Mario Gerber, Sprecher der Hotellerie der Wirtschaftskammer Tirol, erklärt. „Oft sind persönliche Gründe die Ursache eines Leerstandes, oftmals gibt es bei Erbprojekten Probleme, rechtliche Dinge sind nicht geklärt, große Investoren suchen nur kurzfristig eine Geldanlage oder die Nachfolge ist nicht vorhanden.“ Dadurch werde in vielen Gemeinden das Bild des Ortskernes negativ beeinflusst. Auch den Bürgermeistern im Bezirk Kitzbühel sind leerstehende Hotel- und Gastronomiebetriebe ein Dorn im Auge, wie vier Beispiele zeigen.

Goldener Löwe

Seit vielen Jahren modert das Hotel Goldener Löwe in der St. Johanner Speckbacherstraße vor sich hin. Die Geschichte ist vielen Bürgern bekannt: 2007 hat eine russische Investorin das 1969 gebaute Hotelgebäude gekauft und es anschließend an die Victus Projektentwicklungs AG weiterverkauft. Diese wollte das Hotel zur Seniorenresidenz umbauen, doch bis dato ist nichts geschehen. „Natürlich ist das Hotel ein Schandfleck“, sagt Bürgermeister Stefan Seiwald und merkt zugleich an, dass demnächst wieder Gespräche stattfinden sollen, um dem Goldenen Löwen bald wieder Leben einzuhauchen.

Hotel Lindner

Das 100-Betten-Hotel Lindner in Oberndorf ist ein alteingesessenes Hotel und hat schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel. Da sich keine Nachfolger fanden, kaufte 2013 eine Moskauer Familie das Hotel, so Bürgermeister Hans Schweigkofler. Geplant sei gewesen, die Immobilie in ein Sporthotel zu verwandeln, wenig später sollte ein Apart-Hotel daraus werden. Umgesetzt wurde weder das eine noch das andere, und das Hotel verfällt zusehends. „Vor drei Monaten wurde eine Fensterscheibe eingeschlagen“, erzählt Schweigkofler. Zum Glück gebe es einen Gebäudeverwalter, der Schäden wie diese beseitigt. Wie es mit dem Hotel weitergeht, weiß Schweigkofler nicht. „Mein letzter Stand ist, dass das Hotel renoviert und zur Wintersaison 2016/17 aufsperren soll. Doch bis jetzt tut sich nichts“, ärgert sich der Bürgermeister.

Auch die Zukunft des Hotels Lindner in Oberndorf steht derzeit noch in den Sternen.
© Bildagentur Mühlanger

Gasthaus Reinache

Auch was der deutsche Besitzer mit dem Gasthaus Reinache in Oberndorf vorhat, steht noch in den Sternen. Von seinem Anwalt heißt es auf TT-Anfrage nur, dass derzeit noch keine konkreten Pläne getroffen werden können. „Die Leute beschäftigt das, zu mir kommen immer wieder Bürger und fragen, wie es weitergeht“, berichtet Schweigkofler und betont, dass er die Pläne nicht vorantreiben könne. „Die Gemeinde hat keine Handhabe.“

Was mit dem Gasthauses Reinache in Oberndorf passiert, ist ungewiss.
© Roland Mühlanger

Hotel-Gasthof Wintersteller

Mitten in Kirchdorf steht der Hotel-Gasthof Wintersteller. Im Erdgeschoß hat sich Bürgermeister Gerhard Obermüller mit seiner Liste „Koasa Kraft“ eingemietet. „Die oberen Geschoße werden als Personalhaus vom Stanglwirt genutzt“, erklärt Obermüller. Besitzer ist eine Kirchdorfer Familie, die das Hotel geerbt hat und in Innsbruck wohnt. „Die Kirchdorfer wünschen sich, dass das Hotel wiederbelebt wird“, weiß der Bürgermeister. Er und die Besitzer-Familie stünden in Kontakt. „Es gibt Gespräche, wir haben eine positive Aufbruchsstimmung.“ In welche Richtung die Zukunft des Hotels gehen soll, möchte er aber noch nicht sagen. Auch die Besitzer wollten dazu keine Stellungnahme abgeben.

„Hier sind wir alle gefordert“

Mario Gerber, Sprecher für Hotellerie in der Wirtschaftskammer Tirol, spricht über das Problem mit leerstehenden Hotels bzw. Gasthäusern.

Glauben Sie, dass Tiroler Gastronomiebetriebe in Zukunft weniger werden?

Gerber: Ja, bereits jetzt stellen wir fest, dass durch die überbordenden gesetzlichen und bürokratischen Belastungen unserer Mitgliedsbetriebe einerseits die Nachfolge gefährdet ist, aber auch Investitionen unterbleiben.

Was müsste Ihrer Meinung nach geschehen?

Gerber: Hier sind wir alle gefordert, das Land Tirol, die Gemeinden, die Wirtschaftskammer, Pilotprojekte zu starten, kreative Lösungsansätze der Zwischen- und Wiedernutzung dieser leerstehenden Gebäude anzudenken, bestehende Ressourcen zu nutzen, statt vielfach neu zu bauen.

Was ist dabei die größte Herausforderung?

Gerber: Hier verweise ich nochmals auf die Entbürokratisierung. Und ich – der gerade selbst als Nachfolger das elterliche Hotel übernommen hat – werde mich dafür mit all meiner Kraft einsetzen.

Wie es mit dem Hotel-Gasthof Wintersteller in Oberndorf weitergeht, ist ungewiss.
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