Schöner klang Nostalgie selten: SURVIVE mit neuer Platte - Popnews

Wien (APA) - *...

Wien (APA) - *

Mit der Mystery-Serie „Stranger Things“ hat Netflix diesen Sommer einen veritablen Hit gelandet. Mit ein Grund dafür war auch der hervorragende Soundtrack von Kyle Dixon und Michael Stein, der 80er-Elektro-Sounds mit Gruselfaktor auflädt. Das Duo ist auch Teil der Gruppe SURVIVE, die am 30. September ein neues Album veröffentlicht. „RR7349“ sollte auch für Serienfans ein lohnenswerter Hörgenuss werden, wird doch auf Albumlänge das fortgeführt, was Dixon und Stein zur filmischen Begleitmusik destilliert haben. Als Quartett lässt man sich vielleicht noch eine Spur mehr Zeit, um das atmosphärische Klangbild zu entfalten: sorgsam gesetzte Synthie-Flächen treffen auf bedächtige Beats und eigenwillig verfremdete Spielereien. Wem das nicht genug ist, der kann auch bei der Veröffentlichung des „Stranger Things“-Soundtracks auf CD und Vinyl zugreifen. Schöner klang Nostalgie selten.

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Die Mischung hat durchaus Charme: Twin Atlantic versetzen seit knapp zehn Jahren Alternative Rock mit einer gehörigen Portion Kaltschnäuzigkeit, räudigem Punk-Ethos und reichlich Popappeal. Was per se nach einem ungewöhnlichen Cocktail klingt, wird auch auf Longplayer Nummer vier, „GLA“, fortgeführt und zu einem sehr bekömmlichen Drink gemixt. In den besten Momenten kann man somit auf Augenhöhe mit den Kollegen von Biffy Clyro agieren, in den schlechten klingt man aber leider wie eine billige Kopie. Das Endergebnis schafft es aber meist, einen ziemlich ausgeglichenen Eindruck zu hinterlassen. Live erlebt man die schottische Band am 5. November im Wiener Flex.

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„Neuaufnahme“ nennt Norbert Schneider seinen aktuellen Output. Die am 7. Oktober erscheinende Platte ist sozusagen eine Verbeugung vor Georg Danzer, der genau an diesem Tag seinen 70. Geburtstag gefeiert hätte. So hat Schneider sich den Stücken des 2007 verstorbenen Austro-Poppers angenommen und „Ruaf mi ned au“ oder „Oide - i hoid auf di“ in ein neues Soundkleid gesteckt. Arrangement wie Umsetzung sind letztlich gelungen, wobei der mehrfache „Amadeus Award“-Preisträger Schneider eine gute Balance findet - einerseits nicht in Ehrfurcht vor dem großen Namen und dessen Songs erstarrt, andererseits mit Neuerungen behutsam umgehend. Live ist er auch im Rahmen der „Danzermania“, einem Tribute-Abend am 8. Oktober in der Wiener Ottakringer Brauerei zu erleben, neben Kollegen wie Birgit Denk, Wilfried oder Joesi Prokopetz.

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Progressive Rock ist schon immer ein Genre gewesen, dessen Vertreter sich oft und gerne mit überbordenden Konzepten auseinandergesetzt haben. In diese Kerbe schlägt auch die Vorarlberger Formation Second Relation, die sich auf ihrem dritten Album ganz einer jungen Frau namens „Eno“ widmen. In zehn Songs wird ihre Geschichte erzählt, oft in komplexe Strukturen gegossen, mit etlichen mehrstimmigen Harmonien gezuckert sowie immer wieder eingestreuten Brüchen und Sprüngen. Ein ambitioniertes Werk, das vom Hörer aber auch Geduld erfordert.

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„Most personal“ hat die norwegische Jazzsängerin Rebekka Bakken ihr so tituliertes Best-of-Album angelegt. Auf zwei CDs versammelt sie viele bekannte Stücke aus ihrer Karriere, aber auch fünf neue Songs. Die zwischen Jazz, Pop und Chanson changierende Musikerin bietet darauf österreichischen Fans ein besonderes Schmankerl, singt sie doch Ludwig Hirschs „Der Schnee draußen schmilzt“. Mit dem steirischen Liedermacher, der vor fünf Jahren verstorben ist, verband Bakken seit dessen Album „In Ewigkeit Damen“, auf dem sie mitwirkte, eine Freundschaft. Im Herbst ist Bakken auch live zu erleben, u.a. in Graz (5.11.), Wien (8.11.) und Innsbruck (11. sowie 12.11.).

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Tom Krell hat sich wieder gut angezogen: Als How To Dress Well veröffentlicht der US-amerikanische Musiker am 23. September sein viertes Album, das auf den Namen „Care“ hört. Seit dem Vorgänger „What Is This Heart?“ (2012) hat sich grundsätzlich wenig im musikalischen Kosmos des Popsängers verändert. Nach wie vor bedient er sich an Versatzstücken aus R‘n‘B und Electro, kann aber allen voran mit seiner einnehmenden Stimme überzeugen. Teils eine Spur süßlicher als zuletzt, sind es aber immer noch großartige Perlen wie der „Salt Song“, die dabei herauskommen. Somit ist „Care“ eine Uptempo-Platte mit reichlich Ohrwurmcharakter geworden.

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Warpaint wagen sich weiter vor: Das US-Frauenquartett hat sich zwar mit bisher zwei Alben und einer EP einen Trademark-Sound erspielt, der es unverkennbar klingen lässt. Aber statt sich auf Indie-Zutaten und Dreampop-Leichtigkeit auszuruhen, nutzen Emily Kokal und Co ihre dritte Platte „Heads Up“ für feine Änderungen. Eine Spur elektronischer, teils sogar tanzbar sind die Songs gelungen, wie „By Your Side“ vorsichtig andeutet und spätestens der „New Song“ vollends ausführt. Die Melancholie, sie ist nicht ganz gewichen, bietet immer noch eine gewisse Schwere. Aber Warpaint können auch fröhlich, wie man nun weiß. Und es steht ihnen gut.