Obsts Oper „Solaris“ im Linzer Musiktheater als keine leichte Kost

Linz (APA) - Die Kammeroper „Solaris“ des deutschen Komponisten Michael Obst hat Samstagabend im Linzer Musiktheater Premiere gefeiert. Dami...

Linz (APA) - Die Kammeroper „Solaris“ des deutschen Komponisten Michael Obst hat Samstagabend im Linzer Musiktheater Premiere gefeiert. Damit erlebte das 20 Jahre alte Sciene-Fiction-Werk österreichische Erstaufführung. Intendant Hermann Schneider hatte selbst die Inszenierung übernommen. Die zweistündige pausenlose Darbietung war keine leichte Kost - weder für Ausführende noch für das Publikum

Das Werk geht zurück auf den 1961 erschienenen Science-Fiction-Roman von Stanislaw Lem. Der Komponist hatte selbst daraus den Text für seine Oper zusammengestellt. Die Story handelt von einer Forschungsstation auf dem Planeten Solaris, in der die dort arbeitenden Wissenschafter auf Wiedergänger aus ihrer Vergangenheit treffen. Im Zentrum steht dabei der von der Erde zur Raumstation entsendete Psychologe Kelvin, der im All auf seine frühere Geliebte trifft, die aber bereits gestorben ist.

Optisch präsentiert sich die BlackBox im Musiktheater als kreisrundes Inneres der Raumstation. Das Publikum sitzt auf Drehsesseln in der Mitte und kann sich nach den jeweiligen Räumlichkeiten hindrehen. Die von Falko Herold gestaltete „Bühne“ sowie Kostüme und Video zeigen die Mannschafts- und Technikräume im Stil eines heruntergekommenen Lastschiffes aus der Entstehungszeit von Lems Roman. So hat man sich vor 50 Jahren wohl eine Raumstation vorgestellt.

Die vier Sänger - drei davon sind Mitglieder des Oberösterreichischen Opernstudios -, zwei Schauspieler und eine Tänzerin leisteten an diesem Abend Beeindruckendes: Justus Seeger als Kelvin, Julia Grüter als seine Geliebte und Michael Wagner als trinkfester Techniker. Christian Manuel Oliveira gab einen unheimlichen mit Menschen experimentierenden Wissenschafter. Als eines seiner Opfer vollbrachte die Tänzerin Anna Sterbova eine erschütternde Ausdrucksstudie.

Dass der Text der Oper über weite Strecken nicht zu verstehen war, ging nicht zulasten der Darsteller. Musik und Geräusche deckten die Stimmen gnadenlos zu. Das aus drei Streichern, einigen Bläsern, Klavier und einem breit gefächerten Schlagwerk bestehende Kammerorchester wurde von außerhalb des Raumes zugespielt und von Daniel Linton-France geleitet. Zur Live-Musik hat der Komponist auch intensive Live-Elektronik in das Werk eingebaut. Die Sänger bewegten sich stimmlich weithin auf einer Ebene des Sprech-Gesangs. Lediglich die Geliebte Harey musste zum Teil irrwitzige Intervallsprünge bewältigen, was ihr aber vortrefflich gelang. Nachhaltigkeit kann man der Musik und den Geräuschen freilich nicht attestieren. Das Premierenpublikum spendete aber allen Beteiligten starken Beifall.

(S E R V I C E - „Solaris“, Kammeroper von Michael Obst, Text vom Komponisten nach dem gleichnamigen Roman von Stanislaw Lems, Musikalische Leitung: Daniel Linton-France/Daniel Spaw, Inszenierung: Hermann Schneider, Bühne, Kostüme und Video: Falko Herold, mit: Justus Seeger (Kris Kelvin), Julia Grüter (Harey), Michael Wagner (Snaut), Rastislav Lalinsky (Gibarian), Christian Manuel Oliveira (Sartorius), Anna Sterbova (ein Gast), Christian Taubenheim (Berton). Weitere Vorstellungen am 20., 23., 29. September, 8., 13., 19. und 28. Oktober 2016, jeweils 20.00 Uhr, Musiktheater Linz, BlackBox. www.landestheater-linz.at)