Umfrage - Britische Firmen nach Brexit-Schock verunsichert

London (APA/Reuters) - Das Brexit-Votum der Briten hat einer Umfrage zufolge auf der Insel große Verunsicherung im Unternehmerlager ausgelös...

London (APA/Reuters) - Das Brexit-Votum der Briten hat einer Umfrage zufolge auf der Insel große Verunsicherung im Unternehmerlager ausgelöst. Einer Befragung der Handelskammern (BCC) zufolge war die Bereitschaft zu Investitionen im dritten Quartal so niedrig wie seit vier Jahren nicht mehr.

„Viele Unternehmen haben sich entschlossen, zunächst innezuhalten, bevor sie investieren“, sagte BCC-Manager Adam Marshall zu der am Montag veröffentlichten Studie.

Die Handelskammern befragten zwischen dem 22. August und dem 12. September insgesamt 7.000 Firmen. Die Briten hatten am 23. Juni mehrheitlich für einen Austritt aus der EU votiert. Das Pfund ging daraufhin auf Talfahrt.

Laut der Umfrage konnte die Industrie teilweise von dem Währungseffekt profitieren, da britische Produkte im Ausland günstiger wurden. Der Service-Sektor, der das Rückgrat der britischen Wirtschaft bildet, wurde hingegen ausgebremst. Das Umsatzwachstum sei so schwach ausgefallen wie seit Jahren nicht mehr, teilten die Handelskammern mit.

Einer separat erhobenen Umfrage des Beratungshauses Deloitte unter Finanzchefs (CFOs) zufolge hat deren Konjunkturoptimismus unter dem Brexit-Schock gelitten: „Die CFOs treibt weiter die Sorge wegen der langfristigen Folgen des Brexit um. Zwei Drittel von ihnen fürchten, dass sich das Geschäftsumfeld in Großbritannien eintrüben wird“, sagte Deloitte-Chefvolkswirt Ian Stewart.

Deloitte hat im September insgesamt 124 größere Firmen auf der Insel befragt. Derzeit herrscht Unsicherheit über die künftige wirtschaftliche Verankerung Großbritanniens in Europa. Verhandlungen über den EU-Abschied sollen erst beginnen, wenn die Regierung in London ihr Austrittsgesuch übermittelt hat. Dies soll laut Premierministerin Theresa May bis spätestens Ende März 2017 der Fall sein. An den Finanzmärkten wurden ihre Pläne mitunter als Hinweis darauf gedeutet, dass die Regierung einen sogenannten „harten“ Brexit mit einem Verzicht auf begünstigten Zugang zum europäischen Binnenmarkt als Preis für stärkere Einwanderungskontrollen anstrebt.