Eine Regenbogenhochzeit in Weiß
Zwei junge Frauen „heirateten“ am Samstag im Gemeindesaal von Höfen. Sogar die beiden Omas freuten sich und gaben ihren Sanktus. Seit 2010 gibt es erst drei eingetragene Partnerschaften im Bezirk Reutte.
Von Helmut Mittermayr
Höfen, Reutte –Im beruflichen Leben kennt sie nur die Farbe Schwarz. Am Samstag war die ganze Welt der Rauchfangkehrerin in die Kontrastfarbe getaucht. Seychelyne Knapp (28) heiratete – ihre langjährige Freundin Vanessa Schautzgy. Die beiden jungen Außerfernerinnen wollten ihre Liebe öffentlich machen. „Wir haben den Schritt getan, weil es passt. Wir lieben uns und wollen jedem zeigen, dass es funktioniert“, sagen sie zur Tiroler Tageszeitung.
Der Bekannten- und Verwandtenkreis der beiden Frauen, die ihre lesbische Verbindung nie verheimlicht hatten, hat durchwegs positiv reagiert. „Auch die Omas haben sich so mit uns gefreut“, ist Bankerin Vanessa Schautzgy (24) über die generationenübergreifende Zustimmung glücklich. Im Gemeindesaal von Höfen feierten am Samstag knapp 70 Gäste. Unter ihnen auch Bürgermeister Vinzenz Knapp, Onkel einer der Bräute. Auf die Philippinen, wo Seychi Knapp geboren wurde, soll im kommenden Jahr die Hochzeitsreise gehen. Reuttes Kaufmannschaftsobmann Christian Senn, ein früherer Arbeitgeber von Knapp, ist von der Trauung angetan: „Eine der schönsten Hochzeiten, die ich je erlebt habe. Perfekt. Sollte jemand vorher Bedenken gehabt haben, sind sie im Lauf der Feier sicherlich für alle verflogen.“
Die freie Hochzeit mit einer Hochzeitsrednerin war quasi die „kirchliche“ ohne religiösen Aspekt. Der offizielle Gang zur Behörde soll erst im Jahr 2017 erfolgen. Dann ist nach einer Gesetzesänderung auch erstmals eine feierliche Verpartnerung am Standesamt Reutte möglich, weiß Ulrich Winkler von der Abteilung Personenstandswesen an der Bezirkshauptmannschaft Reutte. Erst drei gleichgeschlechtliche Paare haben seit der „Öffnung“ 2010 an der BH Reutte eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft eintragen lassen. In Tirol „heirateten“ von 2010 bis 2015 insgesamt 188 schwule und lesbische Liebespaare.
Geworfen wurde in Höfen übrigens nur ein Brautstrauß – und gefangen hat ihn eine Frau. Kein Wunder bei einem weiblichen Anteil von 90 Prozent unter den Hochzeitsgesellschafter/innen.
