Bezirk Schwaz

Pilotprojekt sieht Frauen als Schlüssel zur Integration

© Dähling

Als Patinnen sollen einheimische Frauen asylsuchenden Frauen ehrenamtlich ihr Wissen über das Alltagsleben in Tirol weitergeben.

Schwaz –Knapp ein Drittel der Schutzsuchenden in Tirol sind Frauen. „Man sieht sie seltener als Männer auf der Straße, weil sie meist in den Flüchtlingsunterkünften bleiben und sich dort um ihre Kinder und Angehörigen kümmern“, weiß der ehemalige Schwazer Bezirkshauptmann Karl Mark, Obmann des Freiwilligenzentrums Schwaz. Dabei seien die Frauen vielfach der Schlüssel zur Integration. „Denn sie wirken auf ihre Familie ein“, sind sich Mark und die Schwazer Stadträtin Viktoria Gruber (Grüne), Obfrau des Ausschusses für interkulturelle Angelegenheiten, einig.

In Schwaz fiel gestern daher der Startschuss zu einem Pilotprojekt, das auch auf andere Tiroler Bezirke ausgeweitet werden soll. Es geht um interkulturelle Frauencafés und um Patinnen für geflüchtete Frauen. Letztere haben oft eine dramatische Fluchtgeschichte erlebt und mussten Angehörige, Besitz und sozialen Status hinter sich lassen. Verunsichert in Tirol angekommen, haben sie oft nur Kontakt zu Behörden, aber nicht zur Bevölkerung. Das soll sich durch das Pilotprojekt ändern. „Wir suchen und vermitteln die einheimischen Patinnen nach einem Einführungsworkshop“, erläutert Sabina Seeber, Geschäftsführerin des Freiwilligenzentrums Bezirk Schwaz. Interessierte Frauen aus dem Bezirk Schwaz können sich beim Freiwilligenzentrum unter Tel. 0650/5105072 melden. Als ehrenamtliche Mentorinnen begleiten sie künftig sechs Monate lang Frauen mit Fluchtgeschichte und unterstützen sie bei Alltagsermächtigung und Selbstständigkeit. „Es geht darum, sie an die Hand zu nehmen. Freundschaften wären ein Ziel“, ergänzt Viktoria Gruber.

In wöchentlichen oder 14-tägigen Treffen geben die Patinnen ihr Wissen über das Alltagsleben in Tirol weiter – von Arztbesuchen und Behördengängen bis hin zu heimischen Bräuchen und Gewohnheiten. Ein Info-Abend dazu findet am 25. Oktober um 17 Uhr im Museum der Völker statt. Ein offener Treffpunkt für Frauen mit und ohne Migrationshintergrund sind zudem interkulturelle Frauencafés, die jeden dritten Donnerstag im Monat von 9 bis 11 Uhr im Museum der Völker stattfinden. Auch dort sind Infoveranstaltungen zu Themen wie Bildung und Gesundheit geplant.

„Frauen mit Fluchtgeschichte können aufgrund der oft kulturell gewohnten Geschlechtertrennung besser mit Frauen der Aufnahmegesellschaft in Kontakt treten. Dies ist vor allem bei Themen wie Gesundheit, Schwangerschaft oder Gewalterfahrungen ganz besonders wichtig“, sagt Soziallandesrätin Christine Baur (Grüne). Man habe aus der Vergangenheit gelernt, bilanziert sie, wohl wissend um den Status der Frau in manchen Kulturen. „Ein Grundwert unserer Kultur ist Gleichberechtigung. Es geht darum, wie wir Frauen und ihre Selbstständigkeit stärken und Männer unterstützen, die diese Frauen unterstützen“, sagt Baur. (ad)

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Angela Dähling

Angela Dähling

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