Burgenland bei Kaufkraft-Eigenbindung im Ländervergleich Schlusslicht

Eisenstadt (APA) - Das Burgenland hat mit 75,6 Prozent die geringste Kaufkraft-Eigenbindung aller Bundesländer. Das geht aus einer heute, Mo...

Eisenstadt (APA) - Das Burgenland hat mit 75,6 Prozent die geringste Kaufkraft-Eigenbindung aller Bundesländer. Das geht aus einer heute, Montag, in Eisenstadt präsentierten Studie im Auftrag der Wirtschaftskammer hervor. Seit 2009 sind die Kaufkraftabflüsse deutlich gestiegen. Ohne die ungarischen Konsumenten würde die Handelsbilanz des Burgenlandes trist aussehen, sagte Wirtschaftskammerpräsident Peter Nemeth.

Positiv sei, dass die reale Kaufkraft im Burgenland seit 2009 um etwa 11,3 Prozent gestiegen sei. Der Anteil der Kaufkraft, die im Land verbleibe, sei jedoch von 78,8 auf 75,6 Prozent gesunken. Der Handelsaustausch mit Ungarn habe sich sehr positiv entwickelt, berichtete Nemeth: 2009 kauften Ungarn im Burgenland um 130. Mio. Euro ein, Burgenländer gaben 30 Mio. Euro im Nachbarland aus. Mittlerweile würden ungarische Konsumenten um die 120 Mio. Euro im Burgenland lassen, während 16 Mio. Euro von burgenländischen Konsumenten nach Ungarn fließen.

Das Burgenland sei mit seinen 465.000 Quadratmetern Verkaufsflächen ein Opfer der „Kannibalisierung“ durch den „Riesenanbieter“ Niederösterreich mit 2,7 Mio. Quadratmetern, so Studienautor Georg Gumpinger. Die Kaufkraftbilanz mit Niederösterreich ist für das Burgenland mit 110 Mio. Euro negativ, mit der Steiermark gibt es ein Minus von 33 Mio. Euro. In der Bilanz mit Wien gibt es ein leichtes Plus von 7 Mio. Euro.

In Zukunft werde es noch schwieriger werden, die bestehende Kaufkraft-Bindung halten zu können, meinte Gumpinger. Der Gast aus Ungarn werde im Einkauf und im Dienstleistungsbereich „doppelt wichtig“, weil er Kaufkraftzuflüsse bringe. Stark zugenommen habe im Vergleich mit dem Jahr 2009 auch die Nachfrage nach Bankdienstleistungen durch Ungarn im Burgenland.

Vom gesamten Volumen an Kaufkraft im Burgenland im Ausmaß von rund 1,4 Mrd. Euro entfallen rund 6,2 Prozent auf den Online-Handel. Dieser habe in seiner Dynamik in den vergangenen Jahren „riesige Sprünge“ gemacht und sei mittlerweile für 25 Prozent der Kaufkraftabflüsse (2009: 10 Prozent) verantwortlich. Das Burgenland erleide in diesem Bereich heuer voraussichtlich einen Kaufkraftabfluss von mehr als 90 Mio. Euro.

Dass der Online- den Einzelhandel komplett verdränge, sei nicht zu erwarten. „Es wird immer einen Einzelhandel geben - vor allem dort, wo es gelingt, mit vielen Sinnen dieses Angebot zu positionieren“, sagte Gumpinger.

Man sei mit dem Land Burgenland in einen Standort-Dialog eingetreten, so Nemeth. Es gelte, „kluges Wachstum“ zu forcieren und die eigenen Qualitäten zu erkennen und diese auszubauen. Auch Nemeth verwies auf die stark steigende Tendenz beim Internethandel: ohne entsprechende Breitbandinfrastruktur und ohne interessante Online-Angebote werde mittelfristig im Burgenland kaum mehr ein auf Handel ausgerichteter Betrieb überleben können.