Wiener Investor VCP will sich nicht zu „Nepszabadsag“-Affäre äußern

Budapest (APA) - Die österreichische Investmentfirma „Vienna Capital Partners“ (VCP) will sich nicht zur Schließung der ungarischen Traditio...

Budapest (APA) - Die österreichische Investmentfirma „Vienna Capital Partners“ (VCP) will sich nicht zur Schließung der ungarischen Traditionszeitung „Nepszabadsag“ äußern. Das Blatt gehört zum Portfolio der VCP-eigenen Mediaworks Gruppe. Die ohne Vorwarnung an die Redaktion erfolgte Schließung der linksliberalen, regierungskritischen Zeitung am Wochenende hatte in Ungarn zu heftigen Protesten geführt.

VCP verwies am Montag in einem E-Mail an die APA auf eine Aussendung von Mediaworks, die auch auf dem bisherigen Online-Portal von „Nepszabadsag“, „nol.hu“, veröffentlicht worden war. „Wir bitten um Verständnis, dass darüber hinaus keine Kommentare zum laufenden Geschäft gemacht werden können“, heißt es in dem Schreiben von Sprecher Anders Rosengren weiter. Die Mediaworks-Aussendung weist auf ein schlechtes wirtschaftliches Ergebnis der Zeitung und einen starken Leserverlust in den vergangenen Jahren hin. Nun müsse ein „passendes Geschäftsmodell“ für das Blatt gefunden werden. Bis eine Entscheidung gefällt ist, „werden alle Operationen von ‚Nepszabadsag‘ - einschließlich Print und Online - suspendiert“, heißt es in dem Text weiter.

Die bisherige Redaktion der Zeitung hatte von einem „Putsch“ gesprochen. Die Schließung geschah mitten in einer Übersiedlung an einen neuen Standort. Die Mitarbeiter des Blattes konnten nicht einmal ihre persönlichen Gegenstände aus den Redaktionsräumlichkeiten abholen, ihre E-Mail-Konten wurden gesperrt. Am vergangenen Samstag gingen Tausende Menschen in Budapest auf die Straße, um gegen die Schließung von „Nepszabadsag“ zu protestieren.

Nach ungarischen Medienberichten könnte Mediaworks bald an ein Unternehmen verkauft werden, das der Regierungspartei Fidesz des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban nahesteht. Besonders wertvoll soll dabei das Portfolio des kürzlich von der Gruppe erworbenen Regionalzeitungsherausgebers PLT sein. Die Schließung von „Nepszabadsag“, das als Flaggschiff des linksliberalen Journalismus in Ungarn galt, könnte eine Bedingung für den Verkauf gewesen sein, spekulierten Medien.