Doppelmord-Prozess - Beschuldigter sei verzweifelt gewesen
Leoben/Kapfenberg (APA) - Der 34-Jährige schilderte vor Richterin Barbara Grundbichler, wie es seiner Ansicht nach zum Tod seiner Frau und s...
Leoben/Kapfenberg (APA) - Der 34-Jährige schilderte vor Richterin Barbara Grundbichler, wie es seiner Ansicht nach zum Tod seiner Frau und seiner Schwägerin gekommen war. Er sei verzweifelt gewesen, habe schon am Vorabend - einem Sonntag - Kokain genommen und wollte sie sprechen, aber sie rief ihn nicht zurück, sagte er. Am Montag fuhr er dann zu ihr in die Arbeit und wollte mit ihr reden.
In der Früh habe sie ihm versprochen, ihn nicht mehr am Handy zu blockieren. Als er ihr jedoch bis Mittag noch immer keine Nachrichten schicken konnte, fuhr er noch einmal in die Nähe ihres Arbeitsplatzes und wartete nahe des Kapfenberger Bahnhofs auf sie. Davor habe er abermals Kokain genommen und zwei kleine Bier getrunken: „Ich wollte mich berauschen, damit sie sieht, wie schlecht es mir geht.“ Er habe mit ihr reden wollen, aber sie habe sich zurückgezogen und wollte nicht antworten. Dann sei er auf sie zugegangen, um sie zu schlagen: „Ich hatte Angst und großen Schmerz. Ich spürte, ich bin nicht mehr ich“, beschrieb er unter Tränen und sagte weiter: „Ich habe meine Seele, meinen Schatz, als erstes angegriffen.“ An viel mehr wollte oder konnte er sich vor Gericht nicht erinnern.
Richterin Grundbichler zeigte ihm das gebrochene Klappmesser, mit dem er auf seine Frau und deren Schwester eingestochen hatte. Die Spitze war verbogen. Danach befragte ihn die Vorsitzende des Geschworenengerichts, was er in seiner Nachricht zwei Tage vor der Attacke meinte: „Sie schreiben, Ihre Frau habe Ihnen ein Messer in den Rücken gerammt, und danach schreiben Sie, so würden Sie es bei ihr auch tun.“ Der 34-Jährige meinte, dass er das nicht so gemeint habe. Es sei nur ein Spruch: Wie du mir, so ich dir.
Die Staatsanwältin wollte wissen, wann er seine Frau geschlagen habe, denn Zeugen haben ausgesagt, dass die 30-Jährige immer wieder blaue Flecken aufwies und von Misshandlungen erzählt hatte. Der Angeklagte beteuerte, dass er sie „nur“ in den ersten sechs Jahren der Beziehung geschlagen habe und seine Frau da auch zurückgeschlagen habe. Er gestand, auch seine Kinder mit einem „dünnen Gürtel“ geschlagen zu haben: „Ich komme aus einer Gegend, wo dadurch seit 200 oder 300 Jahren kein Kind verletzt worden ist“, rechtfertigte sich der Mann. Er würde nie ein Kind verletzen wollen.
Noch vor der Mittagspause war ein erster Zeuge zu hören. Der Mann war am 4. April in einem Zug gesessen und hatte von da aus den Beschuldigten beobachten können: „Ich sah, wie er zuerst geduckt und dann stehend hinter einem Häuschen war. Ich dachte, der verfolgt jemanden, ist vielleicht ein Stalker. Dann bewegte er sich eher schneller bei Büschen entlang und dann vorbei an zwei Jugendlichen.“ Die habe er fast gerammt. Später habe der Zeuge beobachtet, wie die Jugendlichen offenbar etwas gehört haben und in die Richtung des Mannes gingen. Aber gleich darauf seien sie geradezu „panisch“ wieder weggerannt. Was genau passiert war, habe er vom Zug aus nicht sehen können.
Nach der Befragung des ersten Zeugen gab der Angeklagte an, dass ihm schlecht sei und er nicht mehr könne. Grundbichler setzte daher früher als geplant die Mittagspause an. Am Nachmittag sollten weitere Zeugen gehört und ein Video von der Tatrekonstruktion angeschaut werden. Möglicherweise wird am Montag auch noch der erste von zwei Gutachtern zu hören sein. Der Prozess wird danach jedenfalls vertagt und in einer Woche, am Montag (17.10.), fortgesetzt.