Markt

Smarte Urlaube in komplexer Welt

Die Digitalisierung wird die Tourismusbranche in den nächsten Jahrzehnten grundlegend verändern, waren sich Experten beim Topseminar des Bundes Österreichischer Tourismusmanager (BÖTM) einig.

Bad Waltersdorf – Gäste wollen sich heute auf die Schnelle „entschleunigen“ und suchen smarte Lösungen in einer immer komplexeren Welt. Das stelle die Tourismusorganisationen vor große Herausforderungen, weil mit denselben finanziellen Mitteln mehr Aufgaben bewältigt werden müssen, hieß es bei der dreitägigen Tagung von Österreichs Tourismusmanagern in Bad Waltersorf.

Neue Medien hätten die klassische Werbung verändert. Touristiker sollten mit „Snack Content“ arbeiten und mit so genannten „Vine Videos“ in wenigen Sekunden Lust auf Urlaub machen. Ein Beispiel sei auch das „Gaming“, das zum Breitensport geworden sei. „42 Prozent der Deutschen sind Gamer“, sagt Hans-Willy Brockes, Geschäftsführer des ESB Marketing Netzwerks. Touristiker müssten sich überlegen, wie sie den verspielten Gast mit virtuellen Erlebnissen erreichen, bevor er im Urlaubsort eintrifft.

Für die Chefin der Österreich Werbung (ÖW), Petra Stolba, werden die nächsten Jahre fundamentale Entwicklungen mit sich bringen. Denn Österreich beheimate mit der ÖW, neun Landesorganisationen, 90 Destinationen und 1600 Tourismusverbänden eine bunte Vielfalt an touristischen Organisationen, in denen jeder auf seine eigene Vermarktung fokussiert ist. „Der Gast denkt aber nicht in Bundesländern und Regionsgrenzen.“ Die Fragestellung laute, wie man künftig effizienter zwischen Produkt und dem Markt vermitteln könne. „Solange das West-Ost-Gefälle der Tourismuslandschaft Österreichs noch so stark ausgeprägt ist, kann es keine einfache Patentlösung geben, mit der alle zufrieden sind.“

Dass es oft zu Doppelgleisigkeiten in puncto Marktauftritt kommt, davon ist auch Gernot Memmer, der Geschäftsführer der Tourismusberatung Kohl und Partner, überzeugt. Immer noch sehen sich Tourismus-­Management-Organisationen (DMOs) mit falschen Erwartungshaltungen konfrontiert. Sie würden als Bettenfüller und Verkaufsmaschine gesehen. „DMOs entwickeln sich in Zukunft zu Kompetenzzentren, die Produktentwicklung und das Erlebnisdesign vorantreiben.“ Das klassische Marketing sieht der Experte künftig nur als einen kleinen Bereich von DMOs. „In Zukunft wird man politische Grenzen neu denken müssen. Denn die Grenzen setzt der Gast.“

Ein Beispiel aus der Praxis nannte Josef Schirgi, Präsident des BÖTM und Tourismusverband-Geschäftsführer von Serfaus-Fiss-Ladis. „Wir haben mittlerweile sechs Mitarbeiter, die nichts anderes mehr machen, als sich mit dem digitalen Thema zu beschäftigen.“ Was heute aktuell ist, sei morgen schon wieder alt. Schirgi gibt auch zu bedenken, dass es keinen Trend ohne Gegentrend gebe. (TT)