Gothaer-Neustart in Österreich mit Biometrie-Produkten

Wien/Wolfsberg (APA) - Die Gothaer-Versicherung hat sich im Neugeschäft von allen kapitalbildenden Lebensversicherungen verabschiedet und ve...

Wien/Wolfsberg (APA) - Die Gothaer-Versicherung hat sich im Neugeschäft von allen kapitalbildenden Lebensversicherungen verabschiedet und versucht in Österreich einen Neustart mit Ablebenspolizzen, Berufsunfähigkeits- und Kollektivversicherungen. Damit will man jährlich eine vier- bis fünfstellige Kundenzahl gewinnen und binnen drei, vier Jahren unter die heimischen Top-3-Anbieter von Biometrie-Produkten aufrücken.

Alles, was Gothaer früher in Österreich offeriert hat - vor allem Fondspolizzen - werde man nicht mehr neu anbieten, wie man sich etwa in Deutschland von der kapitalbildenden klassischen Leben verabschiedet hatte, sagte Oliver Brüß, der auch für Österreich zuständige Vertriebs- und Marketingvorstand der Kölner Mutter, am Montag vor Journalisten in Wien. Auch Einmalerläge zeichnet Gothaer ja schon länger keine mehr.

Mit der neuen Produktpalette rechne man sich gute Chancen aus, auch bei den Maklern komme der Wechsel von Fonds- zu Biometrie-Angeboten gut an, sagte Helmut Karner, Direktor der Gothaer Lebensversicherung AG in Österreich. Hierzulande ist Gothaer seit 1982 mit einer Niederlassung vertreten, in Deutschland feiert man 2020 das 200-Jahr-Jubiläum. Den Österreich-Sitz hat man von Wien nach Wolfsberg in Kärnten verlegt. Angaben zum aktuellen jährlichen Prämienvolumen bzw. den Prämienzielen für Österreich machte man nicht.

Zwei Risikolebens-, also Ablebens-Versicherungen, hat man speziell für Österreich konzipiert, die RISK Premium und die RISK Premium Kreditschutz gibt es in dieser Form in Deutschland nicht. Roll-Out und Roadshows dazu folgen in der zweiten Oktober-Hälfte. Die Produkte seien besonders schnell zu polizzieren, im Prinzip binnen 24 Stunden. Es gebe nur zwei Gesundheitsfragen - von denen eine aber doch recht umfassend ist - und einen attraktiven Partner-Tarif. Den Kunden sei an einer raschen Polizzierung gelegen, um etwa eine Absicherung für Kredite, Zessionen oder Verpfändungen zu haben, so Karner. Die durchschnittlichen Absicherungssummen hätten sich gegenüber früher auf 40.000 bis 50.000 Euro bzw. auf ein Viertel verringert.

Für das neue Berufsunfähigkeitsprodukt sieht man in Österreich gute Marktchancen aufgrund des Sozialversicherungsänderungsgesetzes von 2014, wie Brüß sagte. Denn nun gebe es für unter 50-Jährige Lücken in der staatlichen Absicherung; das Bewusstsein für diese Einschnitte wachse langsam. Diese neue Rechtslage sei mit der Änderung in Deutschland vor gut eineinhalb Jahrzehnten vergleichbar. Dort hätten unter 55-Jährige nur noch auf Erwerbsunfähigkeit Ansprüche, nicht aber auf Berufsunfähigkeit. „Es wird aber noch einige Jahre dauern, bis die Marktdurchdringung in Österreich so hoch ist wie in Deutschland“, so Brüß.

Bei der Kollektivversicherung möchte Gothaer bei der steuerlichen Absetzbarkeit gemäß § 3/1 Abs. 15 Einkommensteuergesetz (EStG) von 300 Euro im Jahr (bzw. 25 Euro monatlich) mitnaschen. Diese Kollektivversicherung will man auch zusammen mit Berufsunfähigkeitsabsicherungen ab mindestens zehn Mitarbeitern pro Betrieb offerieren, womit auch die BU dann entsprechend günstiger kommen soll. Die Gefahr einer negativen Auslese müsse man dabei zum Schutz des Kollektivs jedoch verhindern, so Brüß.

Gothaer wendet sich mit seinen Produkten an Makler - die rund die Hälfte des Geschäfts bringen -, Agenten, Finanzdienstleister, Banken und Vertriebe. Der Gothaer-Konzern mit Sitz in Köln, ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit, brachte es 2015 es mit 4,2 Mio. versicherten Mitgliedern auf Beitragseinnahmen von 4,52 Mrd. Euro. Der Konzernjahresüberschuss wurde um 14,5 Prozent auf 134 Mio. Euro gesteigert, ein Teil davon floss in die Stärkung der Eigenkapitalbasis. Das Konzerneigenkapital wuchs um 3,3 Prozent auf 1,84 Mrd. Euro. Das Kapitalanlage-Ergebnis stieg um 9,8 Prozent auf 1,21 Mrd. Euro. Bei den Kapitalanlagen baut Gothaer die Assetklassen Immobilien und Erneuerbare Energien aus, erhöhte 2015 aber auch die Aktienquote.

~ WEB http://www.gothaer.at/de/home/home.htm ~ APA308 2016-10-10/13:40