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Allergen-Verordnung auch für den Gast unverträglich

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Tirols Wirte bekommen in ihrem Kampf gegen die Allergen-Verordnung prominente medizinische Schützenhilfe. Die Regelung ist demnach sinnlos.

Innsbruck –14 Speisezutaten müssen seit knapp zwei Jahren von den Gastwirten ausgewiesen werden. Zutaten, die allergische Reaktionen bei Betroffenen auslösen können und deshalb auf den Speisekarten mit ihnen zugewiesenen Buchstaben vermerkt werden. Gastronomen, die dieser Vorschrift nicht entsprechen, drohen laut Wirtschaftsbund-Obmann Franz Hörl Strafen bis zu 100.000 Euro.

Den Sinn dieser Regelung hinterfragte auf Einladung des Wirtschaftsbunds Tirol gestern einmal mehr auch der Wissenschafter und Gastro­enterologe der Medizin-Uni Innsbruck, Herbert Tilg. Allergien seien ein ernstes Thema. Aber gerade einmal bei einem Prozent der Menschen reagiere das Immunsystem mit einer krankhaften Abwehrreaktion, stellte der Internist klar. Das meiste seien weitaus harmlosere Unverträglichkeiten. „Eine Nahrungsmittelallergie hingegen ist auch für Experten wie mich nur sehr schwierig zu erkennen“, betont Tilg.

Den Wirt oder Kellner per Verordnung zum Arzt machen zu wollen, sei deshalb mehr als Überforderung und verunsichere nur die Gäste. „Wenn die Allergen-Verordnung Leben retten würde oder den Betroffenen helfen, wäre das ja ok“, meinte Tilg, doch sie sei klinisch nicht notwendig und erzeuge Pseudosicherheit. Seiner Meinung nach würde genügen, die Information „kann Allergene enthalten“ am Ende der Speisekarte zu platzieren.

Wirtschaftsbund-Obmann und Hotelier Franz Hörl, Koch Sepp Haueis mit Lehrling Yigiter Sahap sowie Arzt und Wissenschafter Herbert Tilg (v. l.) vereint in ihrer Kritik an Österreichs Allergen-Verordnung.
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Für alles weitere sei ein Gespräch mit Kellner oder Koch ohnehin zielführender, sagte der Zammer Gastronom und Koch Josef Haueis. „Wenn mir ein Gast sagt, dass er eine Erdnussallergie hat, dann werde ich ganz besonders darauf achten – auch darauf, welches Öl ich verwende“, erklärt Haueis. Er befürchtet, dass durch die strengen Vorschriften auf lange Sicht sogar die Regionalität der Küche verloren geht. Denn wenn man sicher gehen wolle, werde man bald nur noch Fertigprodukte verwenden dürfen, meinte er.

Österreich habe die EU-Vorgaben völlig übertrieben umgesetzt, betonte Hörl und forderte eine schnelle und radikale Entschärfung der Verordnung. (sta)