Terrorverdächtiger von Chemnitz hatte Kontakte zum IS

Dresden (APA/dpa/AFP/Reuters) - Der nach dem Bombenfund von Chemnitz festgenommene Terrorverdächtige Jaber A. hatte nach bisherigen Erkenntn...

Dresden (APA/dpa/AFP/Reuters) - Der nach dem Bombenfund von Chemnitz festgenommene Terrorverdächtige Jaber A. hatte nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler Kontakte zur Terrororganisation Islamischer Staat (IS). Die Vorgehensweise und das Verhalten des Verdächtigen sprächen derzeit für einen „IS-Kontext“, sagte der Leiter des Landeskriminalamts Sachsen, Jörg Michaelis, am Montag in Dresden.

Der Mann habe an einem „Sprengsatz möglicherweise in Form einer Sprengstoffweste“ gearbeitet, sagte Michaelis. Er habe „im Internet Recherchen zur Herstellung von Sprengsätzen durchgeführt und sich entsprechenden Grundstoffe beschafft“. Laut dem deutschen Innenminister Thomas de Maiziere sagte, „die Vorbereitungen in Chemnitz ähneln nach allem, was wir heute wissen, den Vorbereitungen zu den Anschlägen in Paris und Brüssel“. Deutschland stehe „unverändert im Zielspektrum des internationalen Terrorismus“.

Der sächsische Landesinnenminister Markus Ulbig sagte, dass der 22-Jährige am Nachmittag einem Haftrichter in Dresden vorgeführt wurde. Er sprach von einem „großartigen Erfolg“. Die Sicherheitsbehörden in Bund und Ländern hätten „ganz konsequent und erfolgreich“ zusammengearbeitet.

Zwei Tage nach dem brisanten Bombenfund in Chemnitz hatte die Polizei den in ganz Deutschland gesuchten Terrorverdächtigen A. in der Nacht auf Montag in Leipzig festgenommen. Der als Flüchtling registrierte Mann hat nach bisherigen Ermittlungen einen Bombenanschlag vorbereitet. Bei einer Anti-Terror-Razzia hatte die Polizei in Chemnitz am Samstag mehrere hundert Gramm hochexplosiven Sprengstoff sichergestellt.

Ein möglicher Komplize des Hauptverdächtigen, der 33-jährige Wohnungsmieter, kam in Untersuchungshaft. Er ist ebenfalls Flüchtling und war Mitte Juli aus Nordrhein-Westfalen nach Chemnitz gezogen, wie Michaelis sagte.

Die Polizei fasste den 22-jährigen Syrer in einer Wohnung in Leipzig, wo zwei Landsleute ihn festhielten, wie die Polizei auf Facebook mitteilte. Er hatte am Leipziger Hauptbahnhof einen Landsmann angesprochen und gefragt haben, ob er bei ihm schlafen könne. Der Syrer lud ihn demnach zu sich ein und informierte die Polizei. Laut „Spiegel“ konnten die Beamten den Mann bereits gefesselt festnehmen

Die nach Terrorakten durch Flüchtlinge massiv unter Druck geratene deutsche Kanzlerin Angela Merkel dankte dem Syrer, „der die Polizei über den Aufenthaltsort des Verdächtigen informiert hat und somit entscheidend zur Festnahme beigetragen hat“. Anerkennung für den „mutigen und verantwortungsbewussten syrischen Mitbürger“ kam auch vom sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich.

Die deutsche Bundesanwaltschaft führt die Ermittlungen wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat. Über mögliche Anschlagsziele wurde nichts bekannt. „Focus“-Informationen, wonach ein deutscher Flughafen angegriffen werden sollte, wurden von den Behörden nicht bestätigt. Ein Sprecher des Innenministeriums in Berlin sagte, durch den Bombenfund in Chemnitz habe sich die Sicherheitslage nicht geändert.

Am Samstag war der Mann noch dem Zugriff in Chemnitz entkommen. Die Beamten gaben in dem Plattenbau-Viertel einen Warnschuss ab und sahen ihn auch, konnten ihn aber nicht fassen. Das Landeskriminalamt wies Vorwürfe zurück, die unterbliebene Festnahme sei eine Panne gewesen.

Die CSU bekräftigte wegen des Falls die Forderung nach einer lückenlosen Überprüfung aller Flüchtlinge. Auch all diejenigen, die bereits im Land seien, müssten „auch unter Beiziehung unserer Nachrichtendienste“ überprüft werden, sagte CSU-Chef Horst Seehofer vor einer CSU-Vorstandssitzung in München. CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer sagte, bei der Flüchtlingsregistrierung müssten die einzelnen Biografien und die Sicherheitsrelevanz der konkreten Personen genauer bewertet werden.

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BF) erstattet künftig bei jedem gefälschten Pass, den Asylbewerber vorlegen, Anzeige bei der Polizei. Dies teilte die Behörde in Nürnberg mit. Bisher wurden lediglich die jeweils zuständigen Ausländerbehörden in den Ländern informiert.