Rad-Hitzeschlacht in der Wüste von Doha: „Wie in der Sauna“
Die Athleten sind bei der Rad-WM in Doha teilweise bei gesundheitsschädlichen Temperaturen unterwegs. Angesichts der großen Hitze will sich die UCI vorbehalten, die Rennen zu verkürzen.
Doha - Hochglanzbilder hatte sich der Radsport-Weltverband (UCI) in der Traumwelt Doha erhofft, doch der WM-Auftakt lieferte erschreckende Eindrücke. Wie von Sinnen steuerte die Niederländerin Anouska Koster am Sonntag im Mannschaftszeitfahren bei gesundheitsschädlichen Temperaturen von fast 40 Grad ihre Rennmaschine in die Absperrgitter, überschlug sich und erlitt Gesichtsblessuren.
Im Zielbereich lagen Fahrerinnen völlig entkräftet auf dem Asphalt. Entsprechend groß war die Kritik an den Verantwortlichen. „Die UCI hat das nicht durchdacht. Das macht keinen Sinn. Die Hitze, das ist unmöglich. Es ist wie in einer Sauna“, schimpfte die Niederländerin Roxane Knetemann. Und ihre Landsfrau Chantal Blaak betonte: „Sogar die Lungen haben geschmerzt. Nach 20 Minuten waren wir überhitzt.“
Einen unter dem Motto „Beat the Heat“ entworfenen Leitfaden hatte die UCI vor den Titelkämpfen mit Verhaltensempfehlungen bei großer Hitze publiziert, was viele Beteiligte im Nachhinein als Aktionismus bewerteten. So herrschte Unverständnis darüber, dass die Frauen zur Unzeit in der prallen Sonne auf die Strecke mussten, während die Männer anschließend gemäßigtere Temperaturen vorfanden.
Auch fehlte es offenbar an medizinischer Betreuung. Teilweise mussten die Fahrerinnen bis zu 20 Minuten auf ärztliche Hilfe warten. „Ich bin noch nie in solch einer Hitze gefahren. Du gehst an dein Limit und weißt nicht, was mit deinem Körper passiert“, sagte Olympiasiegerin Anna van der Breggen, eine weitere Niederländerin. Gelitten haben auch die Männer, wie Tony Martin nach dem Teamzeitfahren berichtete. „Nach zehn Minuten ist unser Motor heiß gelaufen“, sagte der dreifache Einzelweltmeister.
Angesichts der großen Hitze will sich die UCI vorbehalten, die Rennen zu verkürzen. Das Männerrennen am Sonntag könnte sogar von 257,5 auf nur noch 106 Kilometer verkürzt und ausschließlich auf der vorgelagerten Insel „The Pearl“ ausgetragen werden.
Die UCI hatte die WM aufgrund der klimatischen Bedingungen ohnehin schon um einige Wochen später als üblich angesetzt. Im Gegensatz zur Fußball-WM 2022 war eine Verlegung in die Wintermonate aber nicht möglich, da die Radsaison im Oktober endet. (APA)
Gamper bei WM in Doha im Junioren-Einzelzeitfahren 23.
Der Tiroler Patrick Gamper hat das Einzelzeitfahren der U23-Junioren bei den Rad-Weltmeisterschaften in Doha auf Rang 23 beendet. Die deutschen Fahrer feierten am Montag durch Marco Mathis und Maximilian Schachmann einen Doppelsieg. Gamper fehlten nach 28,9 km bereits mehr als zwei Minuten auf den siegriechen Mathis. Bei den Juniorinnen ging der Titel an die Niederländerin Karlijn Swinkels.