Fußball: Niederländische Gewerkschaft will FIFA klagen
Den Haag/Doha (APA/AFP) - Die niederländische Gewerkschaft FNV Bondgenoten hat damit gedroht, den Fußball-Weltverband (FIFA) wegen Menschenr...
Den Haag/Doha (APA/AFP) - Die niederländische Gewerkschaft FNV Bondgenoten hat damit gedroht, den Fußball-Weltverband (FIFA) wegen Menschenrechtsverstößen im Zusammenhang mit der Weltmeisterschaft in Katar 2022 zu klagen. Die Gewerkschaft und - stellvertretend für Tausende - ein Arbeiter aus Bangladesch wollen die FIFA vor Gericht bringen, sollte der Verband nicht binnen drei Wochen reagieren.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte der FIFA Ende März vorgeworfen, beim Aufbau der Infrastruktur für die WM würden in dem Golfstaat tausende Arbeitsmigranten ausgebeutet. In einigen Fällen lasse sich von „Zwangsarbeit“ sprechen. Amnesty forderte den Weltfußballverband auf, sofort etwas gegen die Ausbeutung der Arbeitsmigranten zu unternehmen.
FNV Bondgenoten will nun im Namen von Nadim Shariful Alam aus Bangladesch klagen. Der 31-Jährige ist Mitglied der internationalen Sektion der Gewerkschaft. Er sei mit einer „hübschen Geschichte“ nach Katar gelockt worden und habe dafür knapp 4.000 Euro gezahlt. In Katar habe er eineinhalb Jahre lang Schiffe entladen, mit tausenden anderen wie ein „moderner Sklave“ unter „schrecklichen Bedingungen“ in einem Lager gelebt und seinen Pass abgeben müssen.
Die Gewerkschaft wolle im Namen von „tausenden männlichen Wanderarbeitern“ klagen, kündigte sie an. Die FIFA müsse Verantwortung übernehmen und die Ausbeutung von Arbeitern in Katar beenden. Alam aus Bangladesch soll 10.000 Euro Entschädigung bekommen.
Amnesty rechnet laut Bericht vom März damit, dass sich die Zahl der Arbeitsmigranten auf den WM-Baustellen in Katar in den kommenden zwei Jahren auf etwa 36.000 verzehnfachen wird. 90 Prozent der derzeitigen Arbeitsmigranten in Katar kommen demnach aus südasiatischen Ländern wie Bangladesch, Indien oder Nepal.
Amnesty hatte die Arbeitsbedingungen auf den WM-Baustellen in Katar schon 2015 scharf kritisiert. Seitdem habe die katarische Regierung wenig für eine Verbesserung der Lage unternommen. Doha hatte empört auf den damaligen Amnesty-Bericht reagiert und erklärt, dass bedeutende Reformen eingeleitet worden seien und weitere folgen würden.
So gebe es bereits Vorschläge, das umstrittene Kafala-System abzuschaffen. Nach diesem System kann ein Unternehmen den Angestellten unter anderem untersagen, den Arbeitgeber zu wechseln oder das Land zu verlassen. Menschenrechtler betrachten das System als eine Form moderner Sklaverei.